Griechenland - Deutschland

In knapp 4 Wochen von Kreta nach Deutschland mit dem Rad:
- Rad-km 1.600 km
- Höhenmeter 12.000 hm

Von Kreta über den Pelepones nach Patras. In Patras ging's per Fähre nach Venedig. Von dort über die Alpen zum Rhein und dann nach Deutschland.

Do./Fr., 26./27.05.2005  Frankfurt - Heraklion (Goutes) - 20 km 0 hm

Nierstein, Ende Mai 2005, 30 Grad im Schatten, Sommeranfang und 4 Wochen Urlaub!!! Vom Süden Europas, Kreta, wieder heimwärts radeln. Das ist der Plan.

Nachdem wir am Frankfurter Flughafen vom Vorabend-Check-In Gebrauch gemacht haben, können wir ganz relaxt um 23:38 mit der Bahn unseren Urlaubsstart beginnen. Bis 04:10 ein Käffchen bei McDoof im Terminal 2 und dann endlich zusammen mit 250 anderen Pauschi's in den Condor-Ferienflieger. Die Sonne geht über den Alpen auf. Kroatien taucht auf.

Dann meint der Condor-Chef ein Scherzchen sich erlauben zu müssen: nach einer Linkskurve fliegen wir zurück nach Frankfurt zurück in die Heimat. Irgendein technischer Defekt bei der Trimmung sei 0,3 Abweichungspunkte nach 1stündiger Diskussion eindeutig zuviel. Gruppenreisemässig werden wir zum 2. Frühstück nach EU-Verordnung ins City-Hotel der Gruppe Steigenberger eingeladen. „Ganz toll!“ Unser Klogang läuft bei solchen Sachen immer gehörig aus dem Ruder.

Bei sonnig warmem Wetter geht's dann um 12:00 zum 2.mal in 'nen neuen Flieger. Na, um 13:00 heben wir dann erneut ab. Lecker Makkaroni serviert uns die ziemlich herbe Stewardess Retsina, die griechische Unfreundlichkeit in Person. Um 16:30 verabschiedet uns dann Retsina in Heraklion. Das Gepäck wird uns auch heil ausgehändigt. Na, Matalla können wir heute als Tagesetappe kippen. Also radeln wir zunächst einmal in östlicher Richtung zum nächst gelegenen Campingplatz in Goutes.


Start unserer Tour ist auf Kreta - Heraklion

 

 Samstag, 28.05.2005 Matalla - 94 km 500 hm

Der Campingplatz bleibt uns angesichts des erholsamen Erschöpfungsschlafs in bester Erinnerung. 11 Stunden absolute Bewusstlosigkeit. Die Campingplatz-Mama serviert zum Frühstück Cappucino-Eigenkreationen mit öligen Teilchen.

Bei sonnigem Wetter erreichen wir dann Heraklion mit seinem chaotischen Straßenverkehr. Augen zu und durch. Einmal links, einmal rechts, die Hügel hinauf, erst Voutes und dann in Pirgos endet unsere Tagestour erstmal im Wolkenbruch. Ein Strassencafe hält uns den ersten Frappe, einen aufgeschäumten Eiskaffee, bereit. Zwei Frappe später nach 2,5 Stunden haben wir dann – dank der herben Bedienung Retsina – bitte und danke auf griechisch drauf. Efachisto (oder so ähnlich) heisst danke; bitte hab ich bereits wieder vergessen.

Im Provinzhauptstädtchen wärmen wir uns am Pita-Grill auf. Selbiger schmeckt genial gut. Bis hierher ging's radlertechnisch seit Pirgos abwärts; mit dem Wetter geht's aufwärts. In Richtung Matalla ist der erste Campingplatz noch in absoluter Vorsaisonstimmung: nur 2-3 WoMo's. Der zweite Campingplatz in Matalla-Town ist zwar geschlossen, hat aber funktionierende Duschen, die wir mit den 5-10 Aussteigern gern in Beschlag nehmen. Matalla verwöhnt uns dann noch mit 'nem Sonnenuntergang und einem griechischem Bier namens Mythos bevor wir uns hinlegen. Ab 01:00 Uhr unterhalten uns die 2-3 Disko's bis sie dann um 05:00 Uhr schliessen. Schön dabei gewesen zu sein.

Regenpause ...

... im Strassen-Cafe
Sonntag, 29.05.2005 Ag. Gallini - 50 km 300 hm

Wegen der durchgemachten Disko-Nacht nehmen wir etwas verkollert ein 6 Euro-Frühstück bei „Sonja+Janis“ ein. Die Regenwolken bei Ag. Gallini lassen uns einen halben Ruhetag in Kalamaki mit Schwimmen, Zeitung lesen, Karte schreiben, einlegen. Dann um ca. 15:00 fahren wir die kurze Strecke nach Ag. Gallini zum Deluxe-Campingplatz mit Pool und Restaurant. Einzig ein kurzer, aber fieser Hügel ist zu bewältigen. Ag. Gallini ist ein Touri-Pauschi-Ort an besagten fiesen Hügel.

Trotz der heutigen kurzen Trainingsetappe gibt's heute Abend im Restaurant Makkaroni, gebackene Auberginen, Leberhäppchen mit Raki als Vorspeise und Griespudding als Nachspeise. Mit dem Gefühl „man gönnt sich ja sonst nichts“ fallen wir ins Thermarest-Bettchen.

Ag. Gallini
Montag, 30.05.2005 Plakias - 76 km 1200 hm

Als nunmehr Kreta-erfahrene Radler schlagen wir souverän die Richtung Rythmion/Spilles ein. 4 km aufwärts, den Abzweig links nehmen und weiter aufwärts. Ungewohnt wenig Verkehr und ein geführte Mountain-Bike-Tour lassen uns ebenso wenig wie einen eselreitenden Griechen davon abhalten, weiter vollkommen in die falsche Richtung zu fahren. Nach kurzen 40 km erscheinen uns die Ortsnamen doch ein wenig fremd. Eine freundliche Griechin weist uns dann den Weg: Meronas, Gerakari und dann Spilles. Na, geht doch. Die Schuldfrage wurde leider nie geklärt.

Nach dem Gerakari folgendem Pass geht's dann nur noch bergab. In Spilles möchte Heinz noch ein wenig Frisches zu sich nehmen: 2 Nektarinen, 1 Birne, 1 Apfel. Dann geht's furzend durch die Kourtali-Schlucht. Beeindruckend, die Schlucht!

Der Campingplatz in Plakias hat seine besten Zeiten hinter sich oder noch vor sich: 2 Zelte insgesamt.

Plakias: Touri-Pauschi-Ort mit kretischer Live-Folklore. Ganz, ganz, ganz grauselig. Ach ja, wir haben doch etwas schnes in Plakias gefunden: Camping-Gaz. Ab morgen früh gibt's Nescafe zum Frühstück.

Irrfahrt auf Kreta


Kourtali-Schlucht

Kourtali-Schlucht

Dienstag, 31.05.2005 Ag. Roumeli - 44 km 700 hm

Die heutige Trainingseinheit beginnt mit dem kurzen, aber strammen Aufstieg nach Sellia (280 hm). Bei 25% Steigung ziehen wir denn dann doch das Schieben oder Drücken dem Fahren vor. Heinz gibt sich im Mini-Market von Sellia bei der Kassiererin ganz als wortgewandter Grieche aus und wendet dabei seinen gesamten Wortschatz an: Kalimera und efachisto (= moin und danke). Die Kassiererin ist beeindruckt.

Ab Sellia ist's ein hügelrauf und hügelrunter. Mal oben mit toller Aussicht hinab auf's Meer, mal hinauf auf die Berge. Kleine Örtchen, ruhige Strässchen. Hora Sfakion ist der Touri-Pauschi-Fährablegerort Richtung Ag. Roumeli. Für 5,40 Euro bringt man uns incl. Räder zum Retorten-Ort Ag. Roumeli von dem die Samaria-Schlucht bewandert werden kann. Unsere Fähre ist die letzte des Tages und damit kehrt Ruhe ins autolose Retörtchen ein. Wir kommen bei einer netten, aber geschäftstüchtigen Oma unter. Oma ist zwar sehr fit, könnte aber einem Epilatorgerätevertreter zu Wohlstand verhelfen. 25 Euro kostet uns das aircon-3er-Zimmer mit Meerblick. Das Mousaka in einem der 10 Restaurants gibt's für 5 Euro p.P.


Fähre nach Ag. Roumeli

Fähre nach Ag. Roumeli


Mittwoch, 01.06.2005 Palehora - 0 km 0 hm

Während Oma am frühen Morgen schon mal den Garten bestellt, lassen wir uns auf dem Balkon Nescafe, Brot und Schafskäse schmecken. Danach geht's auf in die Samaria-Schlucht. 

Nachdem wir Erste Hilfe-Station, Restaurants und die Kasse! (5 Euro p.P.) passiert haben, sind wir gegen 11:00 an der engsten Stelle der Schlucht angekommen. Dort kommt uns dann die Touri-Pauschi-Vorhut von oben entgegen. Um 11:30 rückt das Peletron-Feld an, um kurze Zeit später vom Hauptfeld niedergerollt zu werden. Toll, von unten stösst die Vorhut aufs Peletronfeld. Nein, landschaftlich ist's beeindruckend.

Um 14:00 gesellen auch wir uns zu den ca. 500? Touri's im Standrestaurant. Pünktlich um 17:15 geht die Kreuzfahrt gen Palehora entlang Kreta's Südküste. An Palehora's Fähranleger erledigen wir direkt die Einkäufe für's Campingplatz-Dinner. Der Campingplatz-Betreiber, Herr Jojo (er sagt immerzu jojo), bricht den Preisrekord: 9 Euro komplett. Für kretische Verhältnisse ist der Platz mittel belegt.

Samaria-Schlucht


weiter mit der Fähre nach Palehora

Donnerstag, 02.06.2005 Sfinari - 65 km 900 hm

Hilleberg scheint über Nacht eine Heizung installiert bekommen zu haben. Auch der Morgen verspricht einen heissen Tag. Schon am Hausberg Palehora's wird die Strasse von  mir schweissgesprengelt. Für die 25 km bergan braucht ich denn auch 1,5 l Wasser, unterstützt durch den 495. Frappe in Milles. Nach der Talfahrt ab Milles geht's dann mal wieder bergauf. Kreta's Traumziel und angeblicher Geheimtipp, der Strand von Elafonisi, ist bereits im weiten Umkreis ausgeschildert. In Anbetracht des wohl nicht mehr aktuellem Geheimtipps und in Anbetracht der heute bereits zurückgelegten Höhenmeter verzichten wir dann doch auf den Traumstrand und fahren lieber hoch oben entlang Kreta's einsamer Westküste. Aber auch in der absoluten Einsamkeit gibt's für uns das Kiosk mit 'ner ColaLight für Heinz und 'nem Langnese-Stieleis für mich. Dann rollen wir unserem Tagesetappenziel unendlich bergab entgegen. Am Kiesstrand haben sich drei Tavernen niedergelassen: die erste flotterähnlich, die zweite naja, die dritte ok. Alle bieten Free-Camping an: Dusche am Strand, Klo in der Taverne. Da fällt es uns doch leicht, ein 3-Gänge-Menü mit Zaziki, Grillteller, Krapfengebäck, Bier und Raki zu bestellen. 30 Euro für beide.

Sfinari

Sfinari Camping 

Freitag, 03.06.2005 Sfinari - Ruhetag - 0 km 0 hm

Die sehr schöne Lage unseres Free-Campingplatzes macht es uns leicht, einen Ruhetag einzulegen. Frühstücken mit Köstlichkeiten aus Sfinari's Mini-Market, baden, lesen, ach ja, Urlaub machen. Ca. 200 griechische Schulkinder auf dem Wandertag (besser Strandtag) und 20 Schafe unterbrechen die Ruhe, sonst passiert nichts. 

Samstag, 04.06.2005 Kastelli - 25 km 400 hm

Am Vorabend treffen noch zwei Münchner Rucksackreidsende ein. Die beiden sind für 6 Wochen auf Kreta auf alternativen Wildcampingplätzen unterwegs. So ist denn ihr heutiger Zeltplatz im schattigen Gebüsch auch sehr individuell gewählt. 

Die knapp 25 km bis Kastelli sind schnell immer oberhalb der Küste zurückgelegt. Sehr windig, klar und frisch ist's heute. In Kastelli kaufen wir nach kurzer! Entscheidungsfindung zwei Fährtickets nach Gythion auf dem Peloponnes für 44 Euro incl. Bike. Die Verständigung mit der Ticket-Verkäuferin klappt so perfekt, dass Heinz in der nächsten Taverne beim Nescafe nochmal nachfragt „Where is the harbour?“, worauf die Kellnerin nachfragt, ob's „Milk and Sugar“ OK seinen. Prima, man versteht sich.

4 km östlich von Kastelli gibt's zwei sehr ruhige Campingplätze. Der zweite ist heute unser. In der Tat tummeln sich im Pool nur gelegentlich ein paar Nachbarkinder. Sonst gibt's ausser ein paar Womo's keine Camper.

Kastelli

Camping bei Kastelli

Sontag, 05.06.2005 Gythion - 12 km 50 hm

Wie verdienen die Griechen bloss ihren Lebensunterhalt. Von unserem gestrigen griechischen Salat/Souflaki für 8 Euor p.P. können sie meiner Meinung nach nicht überleben. Unsere Fähre fährt ja heute zum Peleponnes, nach Gythion. Nachdem wir im SuperMarket Bruchsteinwände und thailändische Fotoschönheiten des Inhabers bewundert haben, lernen wir am Fähranleger Miss Duneeden from NewZeeland, eine retired Rucksackreisende, kennen. Die ganze Themenpalette gehen wir bis zur geisteigen Erschöpfung durch. So werden die 7 Stunden mit Unterbrechung in Antikithia und Kithia nicht so lang. Ach, die Delfine hab ich ja fast vergessen. 50-100 m entfernt laut Aussage Heinz waren 2-3 Stück.

Miss Duneeden wird dann in Gythion verabschiedet. Auf die angedrohte gemeinsame Pita möchten wir wegen der vorgenannten Erschöpfung denn doch verzichten. Wir radeln die paar km bis zum exklusiven Campingplatz (MiniMarket, Restaurant, Dining-Area, etc.) und lassen das ebenso exclusive Gythion hinter uns. Zur Beurteilung der Campingplatzlage (Strand, etc.) hatte ich aufgrund meiner vielfältigen Gemeinschaftsaufgaben (einkaufen, kochen, etc.) keine Zeit.

Fähre nach Gythion - Peleponnes

Zwischenstopp

Montag, 06.06.2005 Kalamata - 102 km 1300 hm

Aus dem Mini-Market gibt's lecker, aber leider inhaltsloses Weissbrot mit Portionsbutter, Portionsmarmelade und Kondensmilch.

Gemütlich machen wir uns auf den Weg Richtung Aeropolis, fahren den ersten Hügel des Tages hinauf und trinken im Örtchen Aeropolis unseren, nein meinen 535. Frappe. Wir rollen irgendwann wieder zum Meer hinab, wo eigentlich unser Campingplatz des Tages hätte sein sollen. Heinz startet in Anbetracht der campingplatzlosen Lage durch - hinauf zum dritten Hügel des Tages; nochmals 11 km aufwärts. Der Teer wird langsam von meinem Schweiss literweise gesprengelt. Nichts, nothing, in Sicht; rauf und ein bischen runter. Wo wir eigentlich langfahren, können wir auf der Karte nicht ausmachen, aber irgendwann taucht Kalamata denn doch vor uns auf.

Unendlich abwärts rollend biegen wir in Kalamata ab auf den griechischen Venice Beach, kurz Beach Front genannt. Gleich am Anfang der Beach Front liegt unser namenlose und vereinsamte Campingplatz. Nach dem Welcome-Bier fühlen wir uns irgendwie malle. Muss wohl an der Gegend liegen, dass wir den Sangria-Eimer mit Strohhalm vermissen.

Nach dem Zeltaufbau geht's die etwas verkommene Falniermeile Richtung City zum Essen. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass Kalamata erst gegen 22:00 wach wird: Blue Cafe, Heaven, Indianerland, etc. sind gut besucht. Punkt 22:00 geht das Licht am Campingplatz aus. 


nach Kalamata

Dienstag, 07.06.2005 Finikoundas - 70 km 500 hm

Wir verlassen Kalamata nicht ohne unser kärgliches Frühstück am Champion-Super-Market mit Feta-Blätterteig und Apfeltaschen aufzupeppen. Lärm, Lkw, dreckige, leerstehende Fabriken geleiten uns auf dem dann folgenden falschen Weg Richtung Tripolis. Schnell nach ein paar km korrigiert radeln wir dann nach Messini, dann Richtung Koroni. Alles ziemlich blöd, erst an unserem Tagesziel ist's recht schön. Auch der Campingplatz. Sehr gepflegt für nur 10 Euro. Einzig der Mini-Market macht seinen Name alle Ehre, so dass wir uns kaum entscheiden können. Um 16:00 liegen wir ermattet am Strand. 

Mittwoch, 08.06.2005 Marathopoli - 59 km 200 hm

Finikoundas Mini-Market haben wir lieb gewonnen. Unzählige Male suchen wir es noch auf: am Vorabend noch Spagetthi mit Mythos-Bier (6!) und am Morgen das bekannte Weissbrot mit Erdbeermarmelade aus dem Portionsdöschen. Der recht schöne Ort Pylos liegt auf halbem Weg, bevor es endlos durch Olivenhaine auf einer ruhigen Nebenstrecke nach Marathopoli geht. Wie auf vielen anderen Campingplätzen auch, ist auch Porti-Camp in Marathopoli im Saisonstart. Schon 2 Womo's stehen direkt an der Poollandschaft. Meerzugang = Fehlanzeige. Marathopoli selbst ist ein fucking Scheissort: eine teure Touri-Meile mit ca. 4 Strandrestaurants, ein saublödes Internet-Cafe mit einem noch blöderen Besitzer, eine strohdoofe Supermarkt-Kassiererin, aber ein super netter Pita-Shop. Nachts kommt kräftiger NW-West auf, so dass Hilleberg 2mal gesichert werden muss.

Donnerstag, 09.06.2005 Tholo - 50 km 0 hm

Am Morgen ist's sehr frisch und stürmisch. Das Frühstück an der Poollandschaft fällt daher auch entsprechend kurz aus. Weiter geht's durch Olivenhaine, diesmal unterbrochen durch Wassermelonenfelder. Lkw's aus Polen, Italien und Deutschland werden tonnenweise von afrikanischen Helfern beladen. Die armen Teufel hausen in den Olivenhainen in Zeltunterkünften mit Kind und Kegel. Bei einem Melonen-Foto-Stopp drängt uns der Plantagenbesitzer 2 Melonen auf. Bei einem Gewicht von schätze 3 kg pro Melone wird das Stück gleich am Strassenrand zerlegt. 2/3 schaffen wir während die afrikanischen Helfer lockere Sprüche zurufen.

Weiter gegen den NW-Wind wird die kurze Fahrt nur noch durch einen Platten bei mir unterbrochen, um dann in Tholo einen Waschtag einzulegen. Tholos Campingplatz ist ganz in deutscher Hand und – Ausnahme – gut belegt.

der Snack zwischendurch



Freitag, 10.06.2005 Paradise Beach - 62 km 0 hm

Die Tholo-Camping-Taverne hat unseren kulinarischen Ansprüchen nicht ganz genügt. Die griechische Betreiberin und deren österreichischer Freund könnten da von der heimischen Küche noch etwas lernen. Dafür wird der Campingplatz für unser Frühstück in der Morgensonne mit frischem Weissbrot beliefert.

Ab heute wird's radlertechnischer öde und trist auf dem Peleponnes: ewig lange Geraden, vermüllte Seitenränder, Felder, ein bis zwei Hügelchen, NW-Wind von vorn und das angekündigte Tiefdruckgebiet. Die Provinzhauptstand Pirgos reisst einen da auch nicht grad mit.

Unser nächster Sunshine-Campingplatz ist Paradise Beach. Paradise ist heute leider auch am Paradise Beach aus. So trinke ich den 796. Frappe im Campingplatz eigenen Diningroom (sehr „schöner“ 60er Jahrestil) mit Blick auf Zakynthos; Amstel-Bier bei der Süddeutschen im vereinsamten Nachbarort. Das Tages-Highlight erwartet uns am Abend in Form der griechischen Küche: gebackene Tomate, Salat und Moussaka. Sehr lecker für 23 Euro für beide.

Samstag, 11.06.2005 Patras – Kato Ahaia - 70 km 0 hm

Nach dem Weissbrot-Frühstück geht's noch trister und öder weiter auf der autobahnähnlichen hügellosen Strecke gen Patras. Ausser Platten Nummer 2 ist nichts erwähnenswertes passiert. Der Sunshine-Campingplatz ist dagegen sehr schön gelegen. Kiesstrand, Blick auf Patras, Taverne, MiniMarket.

der Golf von Patras

Sonntag, 12.06.2005 Patras - 33 km 0 hm

Sonntag-Vormittag am Kiesstrand von Kato Ahaia. Gegen 14:30 fahren wir die Küstenstrasse Patras entgegen, suchen und finden das Anek-Ticket-Büro, kaufen die Tickets nach Venedig für 55 Euro das Stück, suchen und finden keinen Mini-Market, da Patras ausnahmslos Sonntag macht, geniessen den letzten Frappe am Pier bzw. den Nature-Orange-Juice für unglaubliche 17 Euo. Abschliessend machen wir uns als Deckpassagiere fährentauglich.

Gegen 01:30 checken wir auf der Anek LefkaOri ein, suchen ein Plätzchen für die Räder, schauen uns um und legen uns gegen 02:00 auf die Aussendecks zum vermeintlichen Schlafen nieder, leider direkt am Schornstein, der seine gesamte Vibrationskraft an unser Aussendeck-Überdach und damit an uns weitergibt.

Rio-Andirrio-Brücke 


Patras Hafen

Montag, 13.06.2005 Irgendwo zwischen Patras und Venedig - 0 km 0 hm

Nach 1-2 Stunden Halbschlaf geben wir's Schlafen entnervt auf. Korfu ist in Sicht und danach kommt Igoumenitsa. In Korfu werden wir von einem slowenischer Reisebus an Bord beglückt, deren Passagiere in Malle-Marnier ebenfalls das Aussendeck rund um den Pool in Beschlag nehmen. Ansonsten bleibt's auf der Fähre recht leer. So können sich die Besatzungsmitglieder überwiegend streitend mit sich selbst beschäftigen. Entlang der albanischen Küste unterhält uns Herr und Frau Kuhn aus Bensheim mit deren Stories über ihren griechischen Wohnsitz auf dem Peleponnes, dies und das. Heinz ist von Frau Kuhns Redeschwall recht angetan, da die Themen, wie Lage des Hauses, die lieben, schon ausgewachsenen Kinder, Orangenmarmelade, etc. wasserfallartig auf ihn einstürzen. Herr Kuhn stellt Frau Kuhn in nichts nach. Nein, sie sind schon für zwei über 60jährige ganz fit.

Der Nachmittag zieht sich ebenso wie das Mittelmeer in die Länge. Die Slowenen tanzen mittlerweile polka-artig um den Pool und sind der Malle-Kultur nun vollends verfallen. Den 6. Kaffe haben wir auch schon hinter uns. Highlight des Abends sind der ausserplanmässige Toiletten- (bzw. Stuhlgang), Duschgang und Spagetthi im Self-Restaurant für 5,80 Euro p.P. Der heutige Schlafplatz ist gegenüber dem gestrigen ein Ort der Besinnung: zwischen Restaurant und Toilette im Oberdeck finden wir fast 7 Stunden Schlaf.

eine unruhige Nacht auf der Deckpassage

zwei Kreuzfahrer ...


... im Selfie-Wahn

Dienstag, 14.06.2005 Venedig 20 km 0 hm

Nach gut 30 Stunden auf der Lefka Ori laufen wir entlang Plazza San Marco und Canale Grande in Venedigs Fährhafen ein. Bewölkt. Dusche und Frühstück mit Familie Kuhn zu rund 12 Euro sind schon vorher erledigt. Um 09:00 Uhr ist's vollbracht: wir können die Lefka Ori hoffentlich für immer verlassen.

Jetzt geht's über'n Bahnhof nach Venedig-Town hinein: über unzählige Kanalbrücken schiebend und radtragend durch Gassen und Gässchen zur Ponte di Rialto und zum Plazza San Marco. Erst ist's recht interessant, dann ist der Touri-Schwall bei einsetzenden Regen einfach nervend. Alle Völker dieser Erde scheinen Venedig heute zu besuchen. Daher fahren wir nach einem leckeren, aufbauenden Kaffee für abbauende 5 Euro pro Stück mit der Fähre nach Punta Sambioni (4,80 Euro p.P.), dem Camping-Lido Venedigs. Mittlerweile regnet's mal mehr, mal weniger. Einen 4Sterne Campingplatz vertrauen wir uns an. Der Platzwart mit Elektro-Kabiner, gibt uns die letzten fachmännischen Zeltaufbautipps.

Es regnet und wir kochen im Kinderhort, der uns von abschliessend von den Hortmüttern zugunsten der lieben Kleinen wieder streitig gemacht wird.


















Mittwoch, 15.06.2005 Fara di Alp - 125 km 300 hm

Kleine blaue Streifen am Himmel, die Richtung Dolomiten immer grösser werden. Glück gehabt. Sappioni – Jesolo – S.Donna di Piare – S. Polo – Congeliano – Vittorio. Ab Vittorio geht's die Hügel aufwärts. Dazwischen ist's landschaftlich so naja, aber dafür brettflach.

Unser heutiger Campingplatz liegt besonders schön am See. Im Restaurant gibt's ein Welcome-Bier, später Chefsalat. Die rund 100 km Flachland haben unser Heck doch sehr mitgenommen.

Donnerstag, 16.06.2005 Alleghe - 80 km 1400 hm

Heute beginnt unsere Alpenüberquerung. Wir nehmen natürlich nicht den direkten Weg, sondern die schwierige, dafür aber ruhigere Strecke über den Passo Staulonza (1773 m) in den Dolomiten. Zunächst geht's Richtung Cortina d'Ampezzo die SS51 entlang bis Langarose. Dort biegen wir links ab, gönnen uns noch ein wenig Proviant und nehmen die Steigung Richtung Pass mit 10 – 14 % in Angriff. Für die 34 km hinauf brauchen wir ca. 3 ½ Stunden. Eklig steil ist's besonders kurz vorm Pass.

Irgendwann stellen wir fest, dass es keine Campingplätze an einem unserem gewählten Zielorte gibt. Wir haben wir aber Glück, denn die Angestellte im Tourismusbüro schickt uns in den Nachbarort Maseri auf einen Wintercampingplatz. Wir sind platt und schaffen es nicht mehr, den Kocher anzuwerfen. In der nahen Pizzeria schmeckt uns daher Margerita und Romana.





Freitag, 17.06.2005 Canazei - 40 km 1000 hm

Der Wintercampingplatz macht seinem Namen aller Ehre: ein sehr schattiges Plätzchen, an dem die Sonne nur im absoluten Hochsommer mal etwas Licht bringt. Wir entscheiden uns heute für den Passo Fredaia (2057 m). Ab Caprile geht's denn auch wieder gut aufwärts. Die langen Geraden auf den 20 km bergan mit schätze 16 % Steigung sorgen für Unmut in Anbetracht der gestern schon arg strapazierten Beinchen. Da sind wir doch froh schon um 13:30 Uhr unser Ziel erreicht zu haben. Käffchen und Eis gibt's noch vor dem Zeltaufbau.




Samstag, 18.06.2005 Kalterer See - 70 km 0 hm

Einem opulenten Nachtessen (Spagetti, Spinat, Oliven, Erdnüsse, Forst-Bier) folgt ein ebensolches Frühstück bei klarem Himmel. Nach den Belastungen der zwei Vortage folgt nun die Belohnung: fast 70 km – kurze Unterbrechungen ausgenommen – bergab. Wir rollen quasi von einem Campingplatz zum nächsten Campingplatz. Je tiefer es geht desto wärmer wird's. Unglaublich der Blick in das Tal von Meran und Bozen.

Das Schwimmen im Kalterer See bei schätze 30 Grad als auch der Blick auf die Hügel rund um den See ist ein Genuss.




Sonntag, 19.06.2005 Prad - 102 km 400 hm

Nach dem relaxten gestrigen Tag geht unsere Glücksträhne weiter: wir finden den Radweg nach Bozen, dann auch den nach Meran. Exzellent ausgebaut durch Fahrradtunnel, 2spurig markiert, beste Oberfläche, entlang der Etsch. In Meran verlieren wir zwar kurz den Radweg, finden ihn dann mit der Ausschilderung Richtung Vintschgau wieder. Von Meran geht's dann durch Obstplantagen, Weinberge mit dem Blick auf die umliegenden Berge rechts und links des Vintschgaus. Nur 2 Anstiege, ansonsten ist der Weg recht flach entlang des Flusses. Ein gelungener Radweg.

In Prad gibt's den Campingplatz für 24 Euro inclusiv Hallenbad, Sauna, Fitnessbereich, etc. Sonntags gibt's leider in Prad nichts zu kaufen, daher schlagen wir uns in der Pizzeria mit Spagetti und Pizza den Magen als Vorbereitung für's Stilfer Joch voll. Zwei Pfälzer unterhalten uns dabei.

Trinkleistung heute: 3 Liter Wasser, 3 halbe Bier.

Montag, 20.06.2005 S. Maria - 40 km 2100 hm

Heute steht Radler's Königsetappe „Stilfser Joch“ mit Traumwetter für Königskinder an. Entgegen unseren Erwartungen brauchen wir nur 4 Stunden (inclusiv Pausen) für den sehr schönen Pass immer mit Blick auf den Ortler und den leicht dezimierten Mardratschgletscher. Oben empfängt uns die Souveniermeile des Jochs: Bratwurst, Andenken in Form röhrender Hirschen, etc. Aber toll ist der Pass allemal.

Umsonst bekommen wir den 200 hm tiefer gelegenen Umbrailpass in der Schweiz. 16 km weiter und einige Höhenmeter tiefer liegt in S. Maria unser heutiger Campingplatz.















Dienstag, 21.06.2005 Landquart - 86 km 770 hm (1380hm -> 2149hm)

Heute ist mein Frusttag. Bocklos sitzt ich schon beim Frühstück, bocklos beim Zeltabbau, bocklos beim Anstieg am unspecktakulären Ofenpass, bocklos runter nach Zernez.

In Zernez soll unsere Tagesetappe leider noch nicht enden. Mit Rücksicht auf meine Bocklosigkeit nehmen wir den Autoverladezug von Susch nach Klosters für 10 Franken each. Leider gibt's auch in Klosters und allen weiteren nachfolgenden Orten keinen Campingplatz, so dass wir letztendlich bei Landquart's Dauercampern zwischen Schnellstrasse, Gebirgsbach und Rätischer Bergbahnschienenstrang landen.


Mittwoch, 22.06.2005 Rorschach - 80 km 0 hm

Immer entlang auf dem Ober-Rheinradweg (Schweizer Seenroute Nr. 2 oder 9) geht’s abwärts dem Bodensee entgegen.

Auf der schweizerischen Seite des Bodensees schlagen wir Hilleberg auf.







Donnerstag, 23.06.2005 Kreuzlingen - 5 km 0 hm

Nur ein paar Kilometer trennen uns von unserem letzten Campingplatz in Kreuzlingen. Bereits um die Mittagszeit machen wir Urlaub im an den Campingplatz angrenzenden Freibad, einem sogenannten Badi. Ursprünglich müssen dies Badehäuser gewesen sein; heute sind's Freibäder mit Bodensee-Zugang.

Freitag, 24.06.2005 Nierstein - 0 km 0 hm

Unser letzter Radlertag: ganz unspektakulär fahren wir zum Konstanzer Bahnhof über die Grenze; keine Zoll, kein Beamter, gar nichts.

Bereits um 08:40 Uhr fahren wir mit dem Regionalzug nach Karlsruhe, steigen dort in den Regionalzug nach Ludwigshafen, um dort wiederum mit einem Regionalzug nach Nierstein zu gelangen. Abgesehen von der ausgefallenen Klimaanlage im Regionalzug nach Ludwigshafen ein Lob an die Deutsche Bahn: vom Bodensee nach Nierstein in 6 Stunden für 26 Euro.



Fazit:

Ein Urlaub mit sehr viel Abwechslung zur besten Reisezeit mit viel schönem Wetter ohne den aus bisherigen Radtouren bekannten Alltagstrott, wobei eine neue Erkenntnis gewonnen wurde: wir werden doch tatsächlich auch älter.

Auf den täglichen Zeltauf- und abbau, den Iso-Mattenverstau, das abendliche Spagetthiessen aus dem Topf, könnte man hin und wieder doch verzichten.

Für den Statistiker:

  • Rad-Tage: 22
  • Rad-km:  1.600 km
  • Höhenmeter: 12.000 hm




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