Südafrika mit dem Rad
Di,
22.01.2008 Frankfurt Flughafen - Port Elizabeth - Bewölkt,
später Sonne
Kumpel Heinz bringt mich mit Rad und Gepäck zum Flughafen. Um 20:00 kann ich bereits einchecken. Das Rad kostet mich nochmal 80,00 Euro zusätzlich. Mit dem Heinz trink ich noch nen Latte, bevor es zum Gate geht.
Die Boeing 747 ist voll, rappelvoll und die Beinfreiheit lässt doch arg zu wünschen. Macht nix, es geht ja in den Urlaub und es sind bis Johannesburg ja nur 10 Stunden. Neben mir sitzt Osama Bin Laden persönlich, jedenfalls sieht seine Kutte, sein Käppchen und sein 3Jahres-Bart so ähnlich aus. Sein „Smell“ ist mehr als strong. Naja ich kann ja zum Fenster ausweichen. Ansonsten viele ältere Deutsche, Geschäftsleute. Nach dem Abendessen um 01:30 mach ich in der Enge doch tatsächlich ein Nickerchen. Danach sind die Beine taub. Unter mir Afrika, keine Ortschaften, ab und dann eine schurgerade Autopiste. Kurz vorm Landeanflug auf Johannesburg gegen 10:00 vertret ich mir wegen der bekannten Trombosegefahr noch ein wenig die Beine. Johannesburg sieht von oben wie Deutschland aus: grün, grau, Wolken, 17 Grad.
Mein Rad liegt schon an der Gepäckausgabe und die Radtaschen kommen dann auch noch. Der Anschlussflug nach Port Elizabeth ist wohl in 5 verschiedenen Varianten zu erreichen. Jedenfalls erzählt jeder etwas anderes. Letztendlich schieb ich mein Gepäck durch den Zoll. Kaum bin ich „draussen“ ergreift ein Schwarzer die Initiative, fragt, wo ich hin will, übernimmt die Trolly-Kontrolle und schiebt alles gen Terminal B. Eigentlich war das Terminal B laut Plan gleich um die Ecke, aber es geht unendlich um irgendwelche Baustellen herum. Toll, noch nicht mal am Ziel und schon besteht Gefahr von irgendwelchen skurilen Schwarzen alles Gepäck abgenommen zu kriegen. Irgendwann taucht dann doch das Domestic Terminal B auf. Mein Trolly-Fahrer schiebt zu irgendeinem Check-In Schalter und in 5 Minuten bin ich mein Gepäck los und im Besitz einer Bordkarte nach Port Elizabeth. Dafür drück ich meinem Helfer 5 Euro in die Hand. Leider will er dann aber noch nicht gehen. Offensichtlich erhofft er sich für das Zeigen des Geldautomaten noch ein paar Randscheine. Aber da hat er sich geschnitten. Von den 2500 ZAR (250 Eur) bekommt er nix; auch sein mittlerweile aufgetauchter Kumpel bekommt nix.
Afrika: es regnet mittlerweile.
Pünktlich um 14:30 ist dann Port Elizabeth zu sehen, zwar alles in grau, aber es ist warm. Rad und Gepäck sind auch schon in der Gepäckausgabe; ist ja auch ein sehr kleiner Flughafen. Dann folgt das übliche und wie so oft schon vorgenommen: Auspacken und Rad zusammen bauen.
Port Elizabeth entspricht gar nicht meine Vorstellungen: aufgeräumt, sauber, ordentlich, so ähnlich wie in Neuseeland oder Australien. Supermärkte perfekt, Internet im Post-Office, Sicherheitsdienste, Bedienung an der Obsttheke, Kassiererinnen mit Einpackservice.
Falcon-Nest, mein B+B, ist schnell gefunden und die Bett-Matraze muss mich schon um 20:00 ertragen.
Mi, 23.01.2008 Port Elizabeth – Jeffrey Bay 90 km - Sonne, Wind WO
Ein sehr schöner erster Radtag. Nach dem ausgiebigen Frühstück, was die nicht sehr redselige B+B-Wirtin bereitet, geht’s auf der Old-Cape-Rd raus aus Port Elizabeth. Nach 20 km enden die Vororte, nach 25 km wird’s verkehrstechnisch ruhig. Nur der Gegenwind trübt das Radlerparadies. Eine Ortschaft gibt’s eigentlich nicht, nur Thornhill, ein kleines Nest. Dafür gibt’s anderweitig Abwechslung: eine Straussenfarm, ne Schildkröte, die R102, die irgendwann mit nem Schild „Road closed“ bei Staden River zur Weiterfahrt nicht vorgesehen ist. Ich probier es einfach dennoch und es ist dann auch sehr, sehr ruhig. Die angebliche Baustelle wird von vielen schwarzen Bauarbeitern „betreut“. Sie stehen alle mehr oder weniger einfach nur so da rum.
Ein genialer leerer Campingplatz liegt 20 km vor Jeffrey Bay am Fluss, kurz vor der One-Lane-Bridge. Die restliche Strecke bis Jeffrey Bay zieht sich. Gleich am Anfang von Jeffrey Bay liegt der Kabeljous Campground. Niemand ist aber da, also geht’s erstmal an den Indischen Ozean. Der Strand ist unendlich, 10 bis 15 km lang. Als ich zurück komm, ist immer noch keiner da, aber der Betreiber soll‘s locker sehen, wenn man das Zelt einfach aufstellt.
Als Dinner gibt’s noch das Fischmeal für 32 ZAR. Auf dem Campingplatz will sich offensichtlich jeder mit mir unterhalten. Und man sagt, Jeffrey Bay sei crimefree und immer wieder crimefree. Und obendrauf gibt’s vom Nachbarn noch nen Rippchen vom Grill, oder wie man hier sagt, vom Brai.
… und
der Campingplatz hat nix gekostet. Der Betreiber taucht einfach nicht
auf.
Do,
24.01.2008 Jeffrey Bay – Witelbos 100 km - Erst
bewölkt, dann Sonne
Der
Tag beginnt in Südafrika wohl sehr früh. Um 06:00 sind alle Mann
auf dem Campingplatz schon draussen. Nachts hat‘s geregnet, aber
Hilleberg ist in seiner neuen Ausstattung jetzt regensicher.
Jeffrey Bay ist grösser als erwartet. Am Ortsrand baut man riesige Lagerhallen. Ein Heer von schwarzen Bauarbeitern ist damit beschäftigt. Bis Humansdorp ist‘s auf der R102 ziemlich busy. Humansdorp ist ein Provinznest mit nem riesigen Silo und wird von den Landwirten wohl als Einkaufsstadt genutzt. Nach Humansdorp wird es dann wieder gaaanz ruhig, leider auch gaaanz langweilig. Weiden mit unzähligen schwarz-weissen und braunen Milchkühen. Der Strassenbelag ist schon sehr „körnig“ und nicht grad vom Fachmann gewalzt. Überall Hubbel. Endlos zieht sich die wellige R102 so dahin. Erst 15 km vorm Ziel wird’s wieder interessanter: Kiefernwälder! (in Afrika?) und dann ein Farmstall mit Kaffee und Infocenter.
Witelsbos ist eigentlich gar nicht auszumachen. Alle 2 bis 3 km kommt ein Haus, manchmal ein B+B oder ein Guesthouse. Die meisten haben aber geschlossen. Eins ist offen, aber es kommt keiner. Dann kommt die Tsitsikama-Lodge, ein luxuriöser Bungalow-Park. In Anbetracht des Lodge-Preises verkneif ich mir das Dinner. Müssen halt die Notvorräte herhalten. Der Lodge-Betreiber erzählt beim abendlichen Bier im Restaurant, dass die weitere R102 über den Bloukranspass trotz der Strassensperrung sehr gut zu fahren sein.
Jeffrey Bay ist grösser als erwartet. Am Ortsrand baut man riesige Lagerhallen. Ein Heer von schwarzen Bauarbeitern ist damit beschäftigt. Bis Humansdorp ist‘s auf der R102 ziemlich busy. Humansdorp ist ein Provinznest mit nem riesigen Silo und wird von den Landwirten wohl als Einkaufsstadt genutzt. Nach Humansdorp wird es dann wieder gaaanz ruhig, leider auch gaaanz langweilig. Weiden mit unzähligen schwarz-weissen und braunen Milchkühen. Der Strassenbelag ist schon sehr „körnig“ und nicht grad vom Fachmann gewalzt. Überall Hubbel. Endlos zieht sich die wellige R102 so dahin. Erst 15 km vorm Ziel wird’s wieder interessanter: Kiefernwälder! (in Afrika?) und dann ein Farmstall mit Kaffee und Infocenter.
Witelsbos ist eigentlich gar nicht auszumachen. Alle 2 bis 3 km kommt ein Haus, manchmal ein B+B oder ein Guesthouse. Die meisten haben aber geschlossen. Eins ist offen, aber es kommt keiner. Dann kommt die Tsitsikama-Lodge, ein luxuriöser Bungalow-Park. In Anbetracht des Lodge-Preises verkneif ich mir das Dinner. Müssen halt die Notvorräte herhalten. Der Lodge-Betreiber erzählt beim abendlichen Bier im Restaurant, dass die weitere R102 über den Bloukranspass trotz der Strassensperrung sehr gut zu fahren sein.
Fr,
25.01.2008 Witelsbos - Nature Valley 65 km - Sonne
Ein
opulentes Buffet-Frühstück um 07:30 mit allem, was das Herz
begehrt. Dann geht’s erstmal auf die N2. Hier ist‘s eng, wenn nen
LKW kommt. Dafür entschädigen die Bamboons, die Paviane, entlang
der Strasse, die wohl um Fressen betteln, obwohl es doch verboten
ist. Jedenfalls steht ein Schild da: Don’t feed the Bamboons. Und
aufs Foto wollen sie auch nicht. Nach rund 25 km kann ich von der
mittlerweile mit Seitenstreifen versehenen N2 runter auf die
gesperrte R102. Es geht an Coldstream, ein Landarbeiterdorf vorbei.
Eine Menge Holzwirtschaft gibt’s hier, manchmal ists leider grausam
abgeholzt. Dort tummelt sich auch ne Bamboon-Herde, die nicht so
fotoscheu ist. Dann geht’s durch viel Wald zum Bloukrans-River
runter. Rechter Hand tummeln sich wieder irgendwelche
Bamboon-Verwandten. Sie sind nur etwas kleiner und ganz fotoscheu.
Die Strecke ist wunderschön, mit Lianen im Wald und allem was so ein
Urwald so ausmacht. Selbst ne Schlange krabbelt über die Strasse.
Bei dem sonnigen Wetter ist der Aufstieg aus dem Tal recht schweisstreibend. Oben geht’s dann die schon wieder neu gesperrte R102 hinab nach Nature Valley. Grund ist diesmal die eingestürzte Brücke über den Groot-River. Kurz danach folgt der Campingplatz. Nature Valley ist ein Ferienort am Anfang des Tsitsikama NP. Seeeehr ruhig mit einem gaaanz kleinem Laden und einem Restaurant. Auf dem Campingplatz treff ich Leute, die den Ottertrail entlang der Küste gemacht haben. Alle waren total begeistert. Eine von ihnen spricht sogar deutsch, war aber niemals in Deutschland.
Bei dem sonnigen Wetter ist der Aufstieg aus dem Tal recht schweisstreibend. Oben geht’s dann die schon wieder neu gesperrte R102 hinab nach Nature Valley. Grund ist diesmal die eingestürzte Brücke über den Groot-River. Kurz danach folgt der Campingplatz. Nature Valley ist ein Ferienort am Anfang des Tsitsikama NP. Seeeehr ruhig mit einem gaaanz kleinem Laden und einem Restaurant. Auf dem Campingplatz treff ich Leute, die den Ottertrail entlang der Küste gemacht haben. Alle waren total begeistert. Eine von ihnen spricht sogar deutsch, war aber niemals in Deutschland.
Aus
Nature Valley heraus sind‘s nur ein paar km wieder hoch auf die N2,
die dann auch bis Plettenberg führt. Einige Rennradfahrer sind
unterwegs.
In
Keurbooms such ich den vermeintlichen Campingplatz erfolglos. 10 km
für umme. Dafür ist der Keurbooms Laggoon Campingplatz für 65 ZAR
doch ok. Plettenberg ist auch ein Ferienort mit Shopping-Mall und
allem was man so braucht. Ansonsten ist Plettenberg sehr, sehr
hügelig. An den km-langen Strand kommt man eigentlich gar nicht, da
wohl mit dem letzten Sturm ein Stück Verbindungsstrand fort gekommen
ist.
Heute ist der Smal-Talk mit der schwarzen Bedienung des Steakhouses dran. Ich versteh ihn kaum, denn er spricht so ein bisschen Englisch und viel mehr Afrikaans, aber er kommt wohl aus Durban und findet Plettenberg ganz toll.
So, 27.01.2008 Plettenberg – Knysna 73 km - Bewölkt
Der heutige Tag ist ja schon wieder grau. Aus Plettenberg heraus zieht es sich ziemlich. Die Townships ziehen sich km-lang der N2 entlang. Die Papp- und Holzhütten – manchmal mit Aussicht auf die Luxushäuser der Weißen, die natürlich mit Mauer, Elektrozaun und Alarmanlagen gesichert sind - sind echt schäbig, auch wenn wohl wenigstens die Wasserversorgung gesichert ist. Entlang der N2 ziehen sich die Trampelpfade der Schwarzen lang, denn die wenigsten Schwarzen haben ein Auto. An jeder Kreuzung stehen sie dann, einen Geldschein in der Hand und warten auf ne Mitfahrgelegenheit. Oder sie sitzen auf einem PickUp eines Weißen und werden zur nächsten Arbeitsstelle transportiert.
Durch Eukalyptuswälder führt die nun reichlich befahrene N2 mit Seitenstreifen. Wochenendverkehr?
Nach 33 km sind die Schwarzensiedlungen von Knysna erreicht. Auch in Knysna ist vom Indischen Ozean direkt nix zu sehen, da die Lagune davor liegt. So fahr ich nach Bezug des Guesthouses (500 ZAR) nach Brenton on Sea (30 km) am Ozean mit 6 km langen Sandstrand.
Ach ja, ne Deutsche hab ich getroffen. Lebt seit 3 jahren hier. Tat aber ansonsten sehr schlau. Ebenso in Brenton on Sea traf ich ne deutsche Familie, die hier seit einigen Monaten lebt. Define gabs auch in Brenton zu sehen.
Frau Guesthouse-Wirtin, Lolly, ist sehr redselig. Paris, London, Capetown und nun Gallerys Guesthouse und Malen ist ihr Hobby. Sie wills Guesthouse verkaufen und nur noch malen. Vielleicht muss sie deshalb den recht hohen Mietpreis fordern. Dafür lädt sie mich zu einem Bier ein. Eigentlich müsst sie aber Zeit genug haben, denn die recht langsame schwarze Haushaltshilfe erledigt doch alles für sie.
Mo, 28.01.2008 Knysa – Vic Bay 58 km - Bewölkt und (Niesel)regen
Frühstück gibt’s um 08:00. Da ist der Tag in South Africa ja um. Macht aber nix, da es eh regnet. Lollys Haushaltshilfe braucht unendlich, um das recht karge Frühstpck zu richten. Auch das ist egal, da meine Wäsche von gestern noch im Regen hängt und erstmal in den Trockner muss. Nach zahlreichen Erkundigungen und Wünschen bin ich um 09:30 auf der stark, sehr stark befahrenen N2. Rechts und links Wald. Auf und Ab geht’s in lang geschwungenen Bögen. Besonders nach Wilderness ists heftig. 2mal geht’s ganz wieder runter auf Meereshöhe, dazu ist die N2 4spurig, aber ohne Seitenstreifen.
Da die Wolken immer noch in den Bergen hängen, entscheid ich mich, nicht mehr nach Oudtshoorn zu fahren und bieg nach Vic Bay kurz vor George ab. Ein Idyll, der Ort, sagt man wohl. Autofrei, maximal 20 Häuser, einige B+B’s, ein Restaurant.
Auch der heutige B+B-Betreiber ist nicht wortkarg. Er ist Motorradfahrer und war schon überall in Südafrika. Das Zimmer mit Frühstück kostet 300 ZAR. Bei bewölktem Himmel ist der erste Strandtag mit Baden im Indischen Ozean angesagt.
Heute ist der Smal-Talk mit der schwarzen Bedienung des Steakhouses dran. Ich versteh ihn kaum, denn er spricht so ein bisschen Englisch und viel mehr Afrikaans, aber er kommt wohl aus Durban und findet Plettenberg ganz toll.
So, 27.01.2008 Plettenberg – Knysna 73 km - Bewölkt
Der heutige Tag ist ja schon wieder grau. Aus Plettenberg heraus zieht es sich ziemlich. Die Townships ziehen sich km-lang der N2 entlang. Die Papp- und Holzhütten – manchmal mit Aussicht auf die Luxushäuser der Weißen, die natürlich mit Mauer, Elektrozaun und Alarmanlagen gesichert sind - sind echt schäbig, auch wenn wohl wenigstens die Wasserversorgung gesichert ist. Entlang der N2 ziehen sich die Trampelpfade der Schwarzen lang, denn die wenigsten Schwarzen haben ein Auto. An jeder Kreuzung stehen sie dann, einen Geldschein in der Hand und warten auf ne Mitfahrgelegenheit. Oder sie sitzen auf einem PickUp eines Weißen und werden zur nächsten Arbeitsstelle transportiert.
Durch Eukalyptuswälder führt die nun reichlich befahrene N2 mit Seitenstreifen. Wochenendverkehr?
Nach 33 km sind die Schwarzensiedlungen von Knysna erreicht. Auch in Knysna ist vom Indischen Ozean direkt nix zu sehen, da die Lagune davor liegt. So fahr ich nach Bezug des Guesthouses (500 ZAR) nach Brenton on Sea (30 km) am Ozean mit 6 km langen Sandstrand.
Ach ja, ne Deutsche hab ich getroffen. Lebt seit 3 jahren hier. Tat aber ansonsten sehr schlau. Ebenso in Brenton on Sea traf ich ne deutsche Familie, die hier seit einigen Monaten lebt. Define gabs auch in Brenton zu sehen.
Frau Guesthouse-Wirtin, Lolly, ist sehr redselig. Paris, London, Capetown und nun Gallerys Guesthouse und Malen ist ihr Hobby. Sie wills Guesthouse verkaufen und nur noch malen. Vielleicht muss sie deshalb den recht hohen Mietpreis fordern. Dafür lädt sie mich zu einem Bier ein. Eigentlich müsst sie aber Zeit genug haben, denn die recht langsame schwarze Haushaltshilfe erledigt doch alles für sie.
Mo, 28.01.2008 Knysa – Vic Bay 58 km - Bewölkt und (Niesel)regen
Frühstück gibt’s um 08:00. Da ist der Tag in South Africa ja um. Macht aber nix, da es eh regnet. Lollys Haushaltshilfe braucht unendlich, um das recht karge Frühstpck zu richten. Auch das ist egal, da meine Wäsche von gestern noch im Regen hängt und erstmal in den Trockner muss. Nach zahlreichen Erkundigungen und Wünschen bin ich um 09:30 auf der stark, sehr stark befahrenen N2. Rechts und links Wald. Auf und Ab geht’s in lang geschwungenen Bögen. Besonders nach Wilderness ists heftig. 2mal geht’s ganz wieder runter auf Meereshöhe, dazu ist die N2 4spurig, aber ohne Seitenstreifen.
Da die Wolken immer noch in den Bergen hängen, entscheid ich mich, nicht mehr nach Oudtshoorn zu fahren und bieg nach Vic Bay kurz vor George ab. Ein Idyll, der Ort, sagt man wohl. Autofrei, maximal 20 Häuser, einige B+B’s, ein Restaurant.
Auch der heutige B+B-Betreiber ist nicht wortkarg. Er ist Motorradfahrer und war schon überall in Südafrika. Das Zimmer mit Frühstück kostet 300 ZAR. Bei bewölktem Himmel ist der erste Strandtag mit Baden im Indischen Ozean angesagt.
Vic Bay |
Di, 29.01.2008 Vic Bay – Oudtshorn 80 km - Sonne
Ian Wesson, mein Gastwirt, zeigt sich als hervorragenden Frühstückszubereiter: Obstschale, Müsli, O-saft, Toast, Omelett vom Feinsten. Wortreich werde ich verabschiedet. Wie immer machen auch hier die schwarzen Haushaltshilfen die Putzarbeiten.
Bis George sinds rund 10 km hinauf. Der Pass gen Oudtshorn ist auf der mässig befahrenen, gut ausgebauten N12 schon auf 800 Höhenmetern erreicht. Hätte nicht Mike Willimas, 32 Factory Street, Blanco 6529, George von den Anonymen Alkis (= Friend of Bill + Bob) mich darauf aufmerksam gemacht, man hätt den Pass glatt verpasst. Mike war mit seinem Weihnachtsgeschenk, ein Moped, unterwegs.
Nach dem Pass folgen Wiesen und Hopfenanbau, dann wird’s schlagartig sehr, sehr trocken. Lediglich Straußenherden grasen auf der Steppe.
Oudtshorn liegt unten im rieseigen Talbecken und ist recht überschaubar. Im Infocenter schau ich vorbei und kann ein B+B für 280 ZAR, das Burga B+B, nicht widerstehen.
Wie sich rausstellt ist Burga weiblich, 52, grad im Hospital zur Magenspiegelung gewesen und deutschsprechend. Auf jeden Fall besorgt sie mir auch noch die Telefonnummer vom Avis, der Autovermietung. Alles um Oudtshorn zu sehen, ist in der Kürze mit dem Rad nicht möglich. Burga stellt mir dann Loui, ihren Mann, vor. Er, 65, ist begeisterter Radfahrer, nicht auch weil seine Tochter Südafrika-Meisterin in MTB, Rennrad war und belegt dies flugs durch Zeitungsausschnitte über Rennen in Hawai, USA, S.A., etc. Anke Elkrank ist wohl ihr Name. Der Sohn ist Pilot in Angola bei den UN. Die Tochter lebt nun in Irland. Klaus und Birgit sind die einzigen Mitbewohner und lebten mal 4 Jahre in Port Elizabeth. Den Abend verbringen wir auf der Terasse beim Wein.
Burga B+B |
Mi, 30.01.2008 Oudtshorn 200 km (Auto) - Sonne, 38 Grad
Welch schöner Tag. Alles zu schreiben, hierfür ist die Zeit zu knapp. 08:30 Frühstück mit allen und allem. Um 09:00 bringt mich Louis zur Avis-Vertretung um bei Leslie den Mietwagen zu übernehmen. Dann folgen Swartberg-Pass, Baden im Bach-Pool, Prince Albert, Meiringspoort. Am Abend folgt dann noch ne lange Unterhaltung mit Burga und Loui über Gott und die Welt. Hierbei bestehen die Themen allerdings insbesondere in den Problemen in South Africa, insbesondere Herr Mbeki, der Ministerpräsident, hats Loui angetan.
Do, 31.01.2008 Oudtshorn - Ladysmith 102 km - Sonne, 34 Grad
Frau Burga ist ja schon ein wenig eigensinnig, aber heute hat sie sich überreden lassen, das Frühstück schon um 07:30 auszugeben. Wortreich mit vielen Wünschen, Tipps und nicht ohne das Abschiedsfoto inclusiv Rose, der schwarzen Haushaltshilfe, wird man verabschiedet. Auf ihre spezielle Weise sind sie ja schon goldig.
Die erste Tagesetappe heute ist super einfach. Flach ohne Gegenwind. Der nächste Ort Carlitzdorp ist so’n bisschen vergessen worden. Im Supermarkt liegt’s Fleisch noch offen in der Kühltheke rum. Danach geht’s hügelig, bergig weiter. Nach den zwei Pässen (Huitryvier-Pass und noch so einer, dessen Name ich mir nicht merken konnte) bleibt es recht wellig. Der Hit ist der 2. Pass mit einer Baustelle. Ein Pilotcar begleitet mich mit 6 km/h die 5 km bergauf. Es lässt sich auch auf gutes Zureden nicht abschütteln; es sei halt sein Job.
Ziemlich ausgetrocknet, trotz 3 Liter Wasser, erreich ich Ladysmith, welches nicht ganz so provinziell ausschaut wie Carlitzdorp. Die Mountain View B+B für 225 ZAR ist ganz ok. Dort treff ich Leslie, der von Avis. Er hat den ganzen Weg gemacht, da er vergessen hat, das Imprint von meiner Kreditkarte zu machen. Flugs holt er es auf der Kühlerhaube nach, entschuldigt sich 4-5mal und macht sich auf den Heimweg. Denke, das war ein Verlustgeschäft.
Fr, 01.02.2008 Ladysmith – Barrydale 80 km - Sonne
Die Schwiegertochter des Mountain-View B+B steht schon früh auf und richtet das Frühstück um 07:00. Meine Beine sind ein wenig schwer, aber eigentlich ist es heute ne einfache Strecke.
Landschaftlich ist die Route 62 heute nicht mehr ganz so der Brüller. Lange Geraden, ab und dann ups and downs. In Anbetracht des gestrigen Tages bleib ich in Barrydale. Bis Montegu sind es noch 66 km; bis Swellendam 44 km. Also bezieh ich mal wieder ein B+B; Campingplätze scheint es seit Vic Bay nicht mehr zu geben. Das Country Garden B+B ist inclusiv der Chefin seeehr englisch angehaucht. Margret und Chris (das ist der Chef) haben sonst sehr wenig zu tun. Wahrscheinlich gibt’s auch hier eine nicht sichtbare schwarze Rose.
Gegen Abend plündern die schwarzen Landarbeiter den Bottle-Shop. Der Bottle-Shop heisst hier Happy-Shop. In Anbetracht der gekauften Mengen scheint der Samstag schon heute Abend für die Township-Bewohner gelaufen zu sein.
Sa, 02.02.2008 Barrydale – Swellendam 51 km - Sonne
Margret und Chris machen ein opulentes, englisches Frühstück. Langsam verlieren sie ihre übertriebene englische Art und erzählen, dass sie grad ein neues Haus bauen. Das jetzige historische Gebäude mit mind 3 Schlafzimmern, Küche, Wohnzimmer, Pool, Garten, etc. wollen sie für 1,3 Mio ZAR verkaufen. Barrydale scheint trotz seiner nur 400 Einwohner wegen seiner tollen Lage und guten Unterkünfte im Aufwind zu sein.
Der Troudaux-Pass nach Swellendam ist sehr einfach zu fahren. Eigentlich ist es eine riesige Schlucht oder ein Canyon, durch den sich ein Fluss gegraben hat. Die Strasse führt oberhalb des Flusses entlang. Heute ist es sehr heiss, so dass die einfache Strecke meinen Beinchen schwer fällt. Ich glaub, ich brauch ne Pause. Dann noch ein Stückchen auf der N2 und Swellendam ist erreicht.
Swellendam ist die 3.alteste Stadt Südafrikas; 1745 steht auf dem Ortsschild. Entsprechend ist kapholländischer Stil im Ort vertreten. Recht luxuriös. Im African Shades B+B ist der Zimmerpreis denn auch entsprechend: 395 ZAR. Ein englischer Rentner-Ehepaar teilen mir ihre Urlaubspläne lang und breit mit, während sie im Pool hocken.
So, 03.02.2008 Swellendam – Stuisbai 110 km - Bewölkt, Gegenwind aus Süd
Heutiges Fazit: Fuck. Öde, sehr öde Gegend mit verbrannten Weiden, Feldern und ein ewiges Hügel rauf, Hügel runter. Dazu graues Wetter und ein ätzender Gegenwind. Also Kopf runter und die Meter auf dem Tacho zählen. Ein VW-Bus fragt nach, ob ich nicht mitfahren wolle. Der nächste Ort Bredasdorp nach ca. 80 km ist das Allerletzte: Getreidesilos, Checkers (der Aldi von Südafrika) und Tankstellen. Bis Struisbai sind es nochmal 28 km mit Wind natürlich von vorn. Zwei Radlerinnen kommen mir gut gelaunt entgegen. Kein Wunder, sie haben ja Rückenwind. Die eine kommt aus der Schweiz, die andere aus den Niederlanden und wollen bis Plettenberg radeln. Doch heute wollen sie in den De Hoop NP.
Struisbai ist irgendwas zwischen Fischerhafen und Feriensiedlung. Der Campingplatz ist riesig, direkt am Strand, aber absolut leer. So bezieh ich den örtlichen Backpacker, der so einen etwas unorganisierten Eindruck macht, aber sehr beliebt zu sein scheint. Eine geführte Reisegruppe aus Cape Town mit dem Ziel Port Elizabeth trifft auch ein. Aber sie scheinen mehr am regionalen On-Tap-Bier interessiert zu sein. Nach mehreren Bierchen werden die erzählten Cape-Town-Geschichten auch immer schauerlicher.
Mo, 04.02.2008 Struisbai 0 km - Sonne
Ich bleib mal in Anbetracht des sehr schönen, angeblich langem 14 km Sandstrandes noch nen Tag und geniess einen Beach-Tag und brech die 3. Sonnencremeflasche an. Abends gibt’s Yellow-Tail-Fisch am Hafenecken. Sehr lecker.
Di, 05.02.2008 Struisbai 18 km - Sonne
Ein weiterer Resttag in Struisbai in der Traveller und Adventure Lodge. Frühstück hab ich trotz „All inkusiv“-Preises bisher noch keines gesehen. Die Backpacker-Mutti steht eh nicht vor 09:00 auf und da ist der Tag auch in Struisbai gelaufen.
Erstmal radle ich heute zum Cape L’Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Eigentlich ist es dort sehr unspektakulär; nen paar Steine und eine Tafel mit Inschriften. Aber einen schönen Leuchtturm gibt es. Danach geht’s nochmal an den Beach, aber dort ist die Sonne heute so krass, dass es mich an den dringend eine Reinigung nötigen Backpacker-Pool zieht.
Ich geb der Backpacker-Mutti 700 ZAR abzüglich des nicht gesehenen Frühstücks. Sie gibt sich da schon sehr irritiert, die Schlampe. Interessanter ist da der Hafen. Die Fischer machen sich zum Fang bereit. Die Schwarzen mit kleinen Böötchen; die Weissen mit PS-starken und sicherlich GPS-bestückten grossen Booten, die mit einem Trailer ins Wasser gefahren werden.
Mi, 06.02.2008 Struisbai – Gansbai 92 km - Sonne
Die Backpacker-Schlampe hat gestern Abend doch noch tatsächlich die fehlenden 50 ZAR verlangt. Heute morgen liegt sie natürlich zum Radlers-Tagesstart noch in der Molle. Hab ihr aber heute Nacht den Seifenhalter zerdeppert; geschieht ihr Recht.
4 km nach Struisbai geht’s links auf die Schotterstrecke Richtung Elim/Gansbai. Anfangs ist der Schotter lose, später allerdings sehr gut festgefahren, manchmal besser als der Asphalt, nur eben sehr staubig, auch wenn es so gut wie keinen Autoverkehr gibt. Die Zufahrt nach Elim ist – mal wieder – definitiv für 4 Wochen gesperrt. Sagt jedenfalls das schwarze Flagmännchen an der Sperre. Mein Gott, die arme Frau muss den ganzen Tag in der Sonne hocken und auf irgendwelche ortsunkundigen Autofahrer warten und Auskunft geben. Viel Kundschaft hat sie jedenfalls nicht.
So geht’s auf Schotterstrecke in südlicher Richtung weiter bis zur asphaltierten R319. Bisher waren es 48 km; die Landschaft flach mit Eukalyptusbäumen, Landwirtschaft, Weiden, Straußen und Buntböcken, die – scheu wie sie sind – selbst vor Stacheldraht nicht Halt machen, um zu entkommen. Ein Schwarm Stech-Bremsen verfolgt mich einige KM.
Mit der R319 folgt eine schnurgerade Strecke Richtung Pearly Beach/Gansbai. Da es Richtung Norden geht, hab ich das erste Mal Rückenwind! Absolut schnell geht’s daher entlang der sogenannten Fynbos-Büsche. Bei uns sagt man wohl Macchia.
Gansbai hat alles, was man so braucht, nur leider keinen schönen Campingplatz. Später stellt sich raus, das dieser absolut schön am Hafen liegt. Pech gehabt. Jetzt hab ich mal wieder ein Guesthouse. Naja, immerhin 425 ZAR; die anderen B+B sind geschlossen. Eine deutsche Reisegruppe (4 Erwachsene, 1 Kind mit Reiseführer!!) bezieht noch das Guesthouse.
Do,
07.02.2008 Gansbai – Hermanus (Ongus) 62 km - Bewölkt
mit Sonne
Nach nem leckeren Frühstück geht’s nen kleinen Hügel rauf landeinwärts. Bei Stanford macht die R43 nen Linksknick, so dass ich wieder vollen Ost-Rückenwind hab. Hermanus beginnt schon KM vor dem Zentrum. Auf den Klippen sind Wege zwecks Walbeobachtung angelegt. Die Wale sind allerdings nur im September/November da. Beim Kaffee fragt mal wieder ein Tourist aus den USA nach dem woher/wohin. Ansonsten ist Hermanus voll touristisch; die Lage ist ja auch sehr schön. Hinter Hermanus wird’s verkehrstechnisch richtig voll. Vorbei die Zeiten, dass alle 10 Minuten mal nen Aufto vorbeikam. Und die Sicherheitseinrichtungen rund um die Wohnhäuser sind auch wieder da. Geschlossene Wohnsiedlungen, Wohnparkanlagen mit Mauer drum herum und Sicherheitselektrozaun obendrauf. Am Eingang Security-Kontrolle.
In Ongus soll es einen sehr schön, gelegenen Campingplatz zu 125 ZAR geben, leider am Ozean ohne Beach, aber mit Tidal-Pool. Der ist dann auch sehr kalt, da ja mittlerweile der Indische vom Atlantischen Ozean abgelöst ist. 2 Minuten (?) halt ich es im Wasser aus. Ansonsten gibt es ausser einem Fish+Chips-Laden nix.
Fr, 08.02.2008 Hermanus – Gordons Bay 87 km - Bewölkt, anschliessend Sonne
Ein genialer Tag. Den Municipale Campground in Ongus verlass ich um 07:30. Grau ist es. Bis Hawston tut sich nicht viel. Danach schon vor Kleinmond wird’s richtig schön. Zwar ist der Himmel noch bedeckt, aber irgendwo ab Betty‘s Bay ist blauer Himmel. In Kleinmond gönn ich mir nen Kaffe und nen Teilchen. Das Bio-Spärenreservat wird bereits angepriesen. Vor Betty‘ Bay beginnt dann eine Traumkulisse: Berge und Meer. Aber zuvor kommt noch die pinguin-Kolonie am Stony Point. Sie waren – glaub ich – alle daheim. Teilen müssen sich die Pinguine die kalte Ecke mit unzähligen Kormoranen. 10 ZAR Eintritt kostet der Spaziergang über den Boardwalk. Hinter Betty’s Bay geht’s mit Rückenwind noch nen Hügel rauf und dann echtes Erstauen: Blick bis Cape Town, Strände, Berge. Der Lawrence Drive. Mindestens 3 Stunden gönn ich mir für die rund 2o km. In der Mitte liegt ein leerer! Campingplatz. Ein Traum.
Auch Gordons Bay ist recht schön. Die Hochhäuser von Strand sind allerdings auch schon zu sehen. Ein unglaublicher Wind bläst und das Meer wird richtig aufgepeitscht. Die Bergen en Zee B+B-Betreiber meinen jedenfalls „little windy today“. Sind jedenfalls sehr nett. Nett ist auch der kostenlose Internetanschluss.
Sa, 09.02.2008 Gordons Bay – Hout Bay 92 km - Sonne, anschliessend bewölkt mit Sonne
Dank sorgfältiger Planung klappt die Routensuche nach Muizenberg problemlos. Verkehrstechnisch sind allerdings alle unterwegs. Wochenende. Somerset West: riesig, aber längst nicht mehr so schön, wie Gordons Bay. Ebenso wie Strand: grottentouristisch. Vorbei geht’s an Macamar, so eine Moslemsiedlung, dann Khayelitsha, eine riesige Township mit gigantischen Ausmaßen. Dann immer entlang von Mnandi Beach mit riesigen Badeanlagen, die überwiegend von Schwarzen besucht werden. Standfontein und Muizenberg haben auch je soch eine Anlage. Nicht grad schön zu bezeichnen. Zwischen den Anlagen gibt’s Strand und Dünen satt. Kurz vor Muizenberg unzählige Strandangler. Fährt mich doch glatt nen LKW fast über den Haufen. Ich höre es jedenfalls nur hinter mir rumpeln, denn die R310 ist sehr eng und teilweise mit Sandverwehungen zu. Dazu reichlich Verkehr.
Muizenberg: am besten vergessen. Die angeblich denkmalgeschützten Häuser kann ich nicht entdecken. Dazu gibt’s zwischen Stand und Straße noch zwei Eisenbahngleise. Kalk Bay: die harmlosere Variante von Muizenberg. Also radle ich mal gen Noordhok über den Chapman Peak Drive. Reichlich Radler sind unterwegs. Sie sollen alle für den Old Mutual, ein Radrennen im März, trainieren. Der Drive ist nicht anstrengen, sehr kurvig und richtiggehend in den Berg gebaut. Vielleicht nicht ganz so schön wie der Clarence Drive. Dafür ist der Chapman Peak Drive für Autos gmautpflichtig. Räder kosten nix.
In Hout Bay dauert die Suche nach ner Unterkunft. Kein B+B-Schild, wie bisher, geschweige denn ein Campingplatz. Die Touristinformation ist geschlossen. Nach 2 Stunden find ich ne wohl private B+B-Vermittlung, die dann auch die Poplar Tree Lodge ausfindig macht. Es sei halt sehr busy. Die Lodge liegt natürlich gaaanz oben am Hügel. Bei 36 Grad und den Steigungen nicht grad flugs zu erreichen. Aber sonst ist die Unterkunft inclusiv Wirtin sehr nett.
Township Khayelitsha |
Township Khayelitsha |
kurz vor Muizenberg |
So, 10.02.2008 Hout Bay 35 km - Bewölkt, Regen
Schon morgens tröpfelt es auf’s Wellblechdach. Naja, probier ich mal das „World oft he Birds“ aus. 55 ZAR Eintritt und ich stell fest, das ist nicht mein Fall, obwohl es sehr viele Vogelarten zu sehen gibt. Es stinkt ziemlich nach Vogelkacke.
Nächster Versuch: die Weinroute Richtung Constantia. Am Constantia Nek schüttet es allerdings aus Eimern, so dass ich es für heute aufgeb. Also fahr ich zum Hout Harbor. Hier gibt es offensichtlich die besten Fish + Chips und Lobster und Garnelen. Die Schlange vor der Kasse beweist das. Im Hafen gibt’s Arts + Crafts und Seehunde im Hafenbecken. Dann regnet es mal wieder ein paar Stunden. Schön, eine Unterkunft zu haben.
Die Cape Town Area könnte jede andere Großstadtgegend sein. Gestylt, das Handy am Ohr, der Woolworths auf „gesund, schnell, fertig“ eingestellt. Aber auch Hout Bay hat seine – wenn auch kleine – Township. Was für Gegensätze. BMW, Benz, Pajero, Van und nebenan die Plastikhütte der Schwarzen. Und freundlich sind sie nun auch nicht mehr alle.
Gestern waren es 36 Grad feucht warm. Heute gegen Abend recht frisch. Von wegen trocken heiss, wie es das Prospekt versprochen hat.
Mo, 11.02.2008 Hout Bay – Cape Town 40 km - Nebel, Niesel
Self Catering Poplar Tree läßt es sich nicht nehmen eine Stunde nach ner Autovermietung rum zu telefonieren. Klappt aber dann doch nicht.
So fahr ich über Camps Bay der Waterfront in Cape Town entgegen. Es nebelt und nieselt. Wie so oft sind Touristinformationen großspurig angekündigt, aber der entscheidende Hinweis kurz vorm Ziel fehlt. Irgendwann werde ich in der Waterfront-Information fündig: eine Avisvertretung und ein Reservierungsservice für Unterkünfte. So buche ich das 40 Winks Guesthouse zu 590 ZAR die Nacht und nen Aviswagen zu rund 1500 ZAR für 5 Tage. Samstag will ich wieder im 40 Winks sein.
Danach sehe ich mir Cape Town an. Longstreet, Green Market, Waterfront. Luxus pur und alles, was das Herz begehrt. Cape Town City oder CBD (CentralBusinessDistrict) ist schon gut überschaubar.
2mal treffe ich noch die Touris aus Hermanus wieder; die Deutsche und der US-Amerikaner, die so gern in den Südafrika wohnen würden.
Die deutsche Wirtin aus dem 40 Winks ist doch wider Erwarten recht gesprächig. Skuril sieht sie schon mit ihrem Hütchen aus. So, also ab morgen mach ich Autourlaub. Das Rädchen darf im 40 Winks bleiben.
Hout Bay |
Hout Bay |
Di, 12.02.2008 Cape Town – Noordhoek - Sonne
Nach dem Frühstück mit einer lautstarken chinesischen Reisegruppe (selbst das Frühstück wird fotografiert) hab ich um 08:00 den Avis-VW-Citi ohne Servolenkung (= Polo) und fahr gen Noordhok - wieder mal - über den Chapmans Peak Drive - diesmal für 24 ZAR Maut – zum Noordhok Camp Farm Park. Ist wirklich wie eine Farm mit Enten, Gänsen in alle Schattierungen, Pfauen, Pferden usw. Dort treff ich Uschi und Reinhold, Motorfahrer aus Wiesbaden, die 10 Wochen Namibia, Botswana und Südafrika abgefahren haben und nun 2 Wochen „Urlaub“ machen. Die beiden haben nen Bootssteg in Oppenheim. Nebenan steht ein Schweizer mit Unimog, mit dem er Afrika durchfahren haben will, und nun in Cape Town, Rondebusch, ein Haus sein eigen nennt. Allerdings muss er, da er keine südafrikanische Staatsbürgerschaft hat, alle 3 Monate nach Namibia aus- und dann nach Südafrika wieder einreisen. Ansonsten hat er wohl schon alles mögliche erlebt; jedenfalls erzählt von seiner schwarzen Frau, der Radtour durch Südafrika….
Mi, 13.02.2008 Noordhoek - Sonne
Strandtag mit anschliessendem Besuch der Pinguine am Boulders Beach. Viele andere Touristen hatten heute die gleiche Idee.
Abends ist Weintrinken mit Uschi, Reinhold und dem Schweizer angesagt.
Do, 14.02.2008 Noordhoek - Bewölkt, anschliessend bewölkt mit sonnigen Abschnitten
In Anbetracht des Wetters muss der Tafelberg nochmal warten und stattdessen geht’s zum Cape Point, dem Kap der Guten Hoffnung, und dem dazugehörenden NP. Das Kap erreich ich bereits um 08:00 als erster Touri des heutigen Tages. Vorher läuft mir mal wieder eine Bamboon-Herde über den Weg bzw. über die Strasse. Nach dem Kap bzw. dem Cape Point kommt das Lighthouse auf den Klippen dran und anschliessend die verschiedenen Buchten im NP. Am Black Rock ist eine Bamboon-Herde so zutraulich, dass sie alle Mann den Avis-Civic in Beschlag nehmen und seine Windschutzscheibe als Rutsche benutzen. Am liebsten würden sie natürlich alle rein in den Wagen, denn sie haben ja gelernt, dass aus den Autos die vielen Leckereien kommen, obwohl es doch heisst „Don’t feed the bamboons“. Eine Antilope ist auch noch da. Den Abschluss bildet Olifants, was aber eher uninterssant ist, da es außer nem Strand nix zu sehen gibt.
Zurück fahr ich über Simonstown mit den viktorianischen? Häusern und dann über Scarborough nach Noordhok.
Fr, 15.02.2008 Noordhoek – Melkbousstrand - Bewölkt, anschliessend bewölkt mit sonnigen Abschnitten
Es wird herbstlich? Grau. Niesel und wolkenverhangen. Ich versuch mal mein Glück an der Westküste, fahr zum xten mal über den Chapmans Peak Drive, an der Waterfront vorbei, dann die N1, die N7 und dann auf die R27. Der Tafelberg ist vom Bloubergstrand nur in den Wolken und Nebel zu erahnen. Die Gegend entlang der nach Norden führenden R27 ist ziemlich öde: immer geradeaus, relativ flach, graubraunes Buschland. Yzerfontein, rund 100 km nördlich von Cape Town, schaeu ich mir mal an, aber das Einheitsgrau macht die kleine ortschaft auch nicht hübscher. So fahre ich mit nem Kaffeestopp an ner Raststätte wieder zurück nach Cape Twon zur Typerberg Valley Mall. Shoppen. Die Ausbeute ist ein T-Shirt zu 150 ZAR und ein Friseurbesuch zu 70 ZAR.
Dann bezieh ich den Ou Skip Caravanpark in Melkbousstrand und warte auf Wetterbesserung, um dann gegen 18:00 das Muss-Foto vom Tafelberg vom Bloubergstrand aus gesehen zu machen.
Sa, 16.02.2008 Melkbousstrand – Cape Town - Sonne
Strandtag. Melkbous- und Bloubergstrand sind nicht ganz so toll. So fahr ich nach Camps Bay, dort gibt’s mehrere kleinere Strände; die Twelve Apostel im Hintergrund. Von Camps Bay geht’s dann zur Cable Way über den Kloofs Nek mit super Ausblick. An der Talstation der Seilbahn hinauf zum Tafelberg ist die Hölle los. Ich stell mich mal in die Schlange, warte ne halbe Stunde ab, um dann das „closed“-Schild an Teller 1-4 zur Kenntnis zu nehmen. Grund der Schließung sei der starke Wind. Wahrscheinlich schaffen sie es aber nicht mehr, alle Touris rechtzeitig zum Feierabend vom Berg zu schaffen. Tja, war halt ein Versuch. Der Blick von der Talstation ist aber auch nicht schlecht; nein super. Danach ist noch der Signal Hill dran, welcher auch hinsichtlich der Aussicht nicht schlecht ist.
Danach fahr ich mal das 40 Winks an. Glücklicherweise sind die schwarzen Haushaltshilfen noch da, die mich grad noch ins ansonsten leere Guesthouse hinein lassen.
Abends wird mal wieder für 10 ZAR/30 Minuten gesurft.
So, 17.02.2008 Cape Town – Hout Bay 50 km - Sonne
Für die Rotweinflasche aus der Mini-Bar will die skurile Wirtin doch tatsächlich 140 ZAR. Der Deutsche mit dem Englischkurs ist zum Frühstück auch noch da und erzählt von seiner 397. Weinprobe.
Auto abgeben und endlich wieder mit Rädchen unterwegs sein. Vorher kauf ich mir noch ne Woudoo-/Guru-Maske aus Zimbawe auf dem sonntäglichen Schwarzenmarkt. Unzählige Ständchen bieten Ihre Souvenirs in Holz (Nashörner, Elefanten, Giraffen in diversen Ausfertigungen, Tücher, Masken und den sonstige Touri-Krempel an.
Recht kurz ist der Weg nach Hout Bay. Das Thulani Guesthouse, welches ich ja schon in Deutschland vorgebucht hatte, finde ich in der Riverside Terrace 14 recht schnell. Leider sind sie mit meinem Zimmer bautechnisch noch nicht ganz fertig geworden. Daher bieten Sie mir Ersatz im Marlins Spike am Hafen an.
Mo, 18.02.2008 Hout Bay 50 km - Bewölkt mit sonnigen Abschnitten, später Sonne
Mein Zimmer im Thulani ist auch heute noch nicht fertig geworden, so dass ich im Marlins Spike am Hafen noch eine Nacht bleibe. Die Aussicht vom Marlins Spike wird nur durch den Fischgeruch ein wenig getrübt. Die Wirtin meint, das heute der Wind ungünstig aus Süd-Ost stehe. Meistens kommt der Wind aber aus Süd-Ost. Paul, der Wirt, macht Frühstück. Seine Angetraute sitzt auf dem Balkon und wartet wahrscheinlich auf die schwarzen Haushaltshilfen.
Später radle ich zum 398. Und letztem Mal den Chapmans Peak Drive und geniess den Abend im Marlins Spike mit der Hafenaussicht und dem Fischgeruch.
Di, 19.02.2008 Hout Bay 60 km - Sonne
Seufz, der letzte Urlaubstag. Paul macht mir wieder das Frühstück. Anschliessend siedle ich ins Thulani über. Mein Zimmer befindet sich noch in der Innenausbauphase; das Bett ist aber schon gemacht. Das Thulani wird von Claudia und Hartmut aus Mannheim betrieben, gehörte vorher einem EU-Angestellten, hat ein riesiges Grundstück mit Bach und ist sehr schön im afrikanischen Stil erbaut.
Zum Urlaubsabschluss fahr ich noch die Weinroute beginnend mit dem Weingut Groot Konstanzia ab. Pompös, Luxus pur, man sagt wohl kapholländischer Stil, oder so ähnlich. Die Weinberge können bestimmt mit den unsrigen mithalten.
Der Urlaubsabschluß findet im Thulani auf der Terasse mit einem gemeinsamen Abendessen mit der Wirtsfamilie (Claudia, Hartmut, Sebastian, Dorothe, die kleine Tochter, Opa, Tante und Nichte) statt. Die Familie ist schon seeehr nett obwohl sie argen Stress mit dem Innenausbau haben.
Thulani ... |
... Luxus pur |
Mi, 20.02.2008 Hout Bay – Nierstein
Zuverlässig um 05:00 ist Hartmut auf, macht mir nen Kaffee und bringt mich zum Flughafen. Ein tolles Panorama bietet die False Bay um 06:30: Sonnenaufgang hinter den Bergen.
Das Einchecken ist vollkommen unproblematisch. Das Rad kostet mich diesmal nur 250ZAR.
Der Rückflug von 07:50 bis 19:00 zieht sich schon sehr, zumal mein Nachbar während der 12 Stunden nicht den Mund aufkriegt.
Kumpel Heinz ist dann am Frankfurter Flughafen pünktlich zur Stelle und holt mich ab.
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