Fazit Tadschikistan
Die Radreise durch Tadschikistan war eine eindrückliche Reise.
Die Tadschiken sind überwiegend ein iranisches Volk, islamisch geprägt. Tadschikisch ist mehr oder weniger ein persischer Dialekt. Die kyrillische Schrift wird verwendet.
Entgegen anderen islamischen Ländern ist die Religion in der Öffentlichkeit kaum sichtbar. Es gibt nur wenige Moscheen und auch keinen Muezzin-Ruf.
Hello-Rufe der Kinder, Kinder-Hände abklatschen, Händeschütteln und die rechte Hand auf's Herz als ein Dankeschön oder als Zeichen des Respekts. Dies ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ein Gruß, ein Lächeln ist auf dem Land fast zwingend. Die Tadschiken sind mir deutlich sympathischer als die Usbeken. Ich kenne kein freundlicheres Volk.
Unser Wirt in Khorog meinte, dass liegt unter anderem an unserer gemeinsamen indogermanischen Sprachfamilie.
Man muß sich daran gewöhnen, dass man als Ausländer offen und intensiv beobachtet wird. Als Radler ist man da eh ein Exot. Ob beim Einkauf oder beim Check-In, immer sind Leute da und gucken. Mutige fragen 'How are you', 'Where are you from', 'Whats your name' ... Damit ist auch meist Schluß mit der Unterhaltung.
Dennoch gab's erstaunlich viele mit Englisch-Kenntnissen.
Germany scheint das Sehnsuchtsland der jungen Tadschiken zu sein. Einige bereiten sich intensiv auf eine Migration vor. Die meisten kennen Deutschland, die deutschen Städte und die Bundesliga. Die Politik in Deutschland wird intensiv verfolgt.
Schüler/innen tragen immer eine Schuluniform, egal wie ärmlich die Gegend ist. Studenten tragen immer einen dunklen Anzug mit weißem Hemd, Krawatte. Studentinnen hab ich nicht bemerkt. Frauen scheinen es schwer zu haben (Haus, Kind, Feld, Putzjobs).
Schuhe sind vor dem Betreten einer Wohnung oder eines Hauses immer auszuziehen.
Staat
Tadschikistan ist eine autoritäre Präsidialrepublik.
Präsident ist der seit 1994 amtierende und zuletzt 2020 wiedergewählte Emomalij Rahmon. Das Land zählt zu den korruptesten Staaten der Welt.
Autonome Provinz Berg-Badachschan, Pamir
In Nurek sagte der Hotelmanager noch, es wird jedes Jahr ein wenig besser in Tadschikistan. Für den Pamir, also der autonomen Region, kann man das nicht behaupten. Im Gegenteil. Das mal mit viel Mühe Aufgebaute scheint zu verkommen. Unterkünfte werden nicht gepflegt oder existieren nicht mehr. Aus der Ferne betrachtet, sehen die Ortschaften mit ihren vereinzelt blauen, roten, grünen Dächern einladend aus. Steht man aber vor so einem Haus, sieht man nur bittere Armut. Die Jugendlichen lungern gelangweilt um den eventuell vorhandenen Mini-Market.
Entlang der afghanischen Grenze gibt's alle paar km eine Militär-Einrichtung. Dort schieben junge Tadschiken ihren langweiligen Patrouillendienst. Immer drei Mann im 20 m Abstand voneinander laufen sie den Grenzfluss Panj ab.
Der Pamir-Highway als Teil der Seidenstraße beginnt in Duschanbe und endet in Osh, ist 1250 km lang. Ab Kalaikhum bis Rushon ist der Highway Baustelle und ab dort Gravelroad mit manchmal Asphalt. Die Baustellen werden wohl noch einige Jahrzehnte vorhanden sein. Der Ausbau mit Hilfe Chinas ist aber auch eine gigantische Aufgabe.
Je höher man in den Pamir kommt, desto schlechter die Infrastruktur. Sie verfällt, verrottet.
Wirtschaft
Tadschikistan ist eines der ärmsten Länder der Erde und das ärmste Land der ehemaligen Sowjetunion.
Landschaft
Dramatisch, spektakulär, gewaltig, bombastisch ...
Fast die Hälfte des Staatsgebietes liegt auf einer Höhe von 3000 m und höher.
Straßen
Es gibt sehr gute Straßen in Tadschikistan. Die Autonome Provinz Berg-Badachschan ist davon weitgehend ausgenommen.
Verkehr
Moderat. In der autonomen Region Berg-Badachschan sehr wenig.
Unterkünfte
Je östlicher und tiefer im Pamir, desto primitiver.
Essen
Wir haben das Essen im Pamir nicht vertragen. Besonders nach Fleisch-Gerichten ging es uns regelmäßig schlecht. Suppen, möglichst ohne Fleisch, und Brot waren verträglicher. Selbst nach 4 Tagen westlicher Nahrung in Khorog verging das Magengrummeln nicht vollständig. Läden im Pamir haben meistens nur Softdrinks und Süsswaren.
Mein Reise-Fazit
Tadschikistans Landschaften sind umwerfend. Die Gastfreundschaft ist sensationell.
Ich würde die gleiche Tour mit dem Rad aber nicht nochmal machen wollen. Sehr fordernd ist die mentale Anstrengung aufgrund der vielen Unsicherheiten, wie
• ist heute der Straßenbelag einigermaßen
• habe ich das lokale Essen vertragen
• hält mein Rad den Belastungen stand
• und, und ...
1.724 km, 118 Stunden im Sattel, 15.426 hm ist vergleichsweise wenig. Vergessen darf man dabei nicht, dass aufgrund der vielen Gravelabschnitte die Durchschnittsgeschwindigkeit oft unter 10 km/h lag.
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