Nierstein - Denali NP


Mittwoch, 12.06.96 - Frankfurt - London - Los Angeles

Am frühen Morgen fahren wir noch ziemlich müde zum Frankfurter Flughafen, Räder ausladen, Mietwagen zurückgeben, für Los Angeles einchecken. Fur's Rad müssen wir nochmal 100,00 DM pro Rad abdrücken. 

Bei all dem Trouble der Vorbereitungen nehm ich den Startschuß zur wohl längsten Reise meines Lebens gar nicht richtig wahr. Nun sitzen wir in London-Heathrow und warten auf unseren Abflug nach Los Angeles.

Mit einer 747-400 Boeing der British Airways geht's dann um 16.00 Uhr los. In der vollbesetzten Maschine in der mittleren Bank mit sagenhaften 0 cm Beinfreiheit kommen während des 12 stündigen Fluges nicht gerade Gefühle der Reisefreiheit aut. Es herrscht eher Rheinbahn-Atmosphäre.

Nach 12 Stunden Flug checken wir um 20:00 Uhr mit unseren jeweils 42 kg Gepäck aus. Im Terminal 3 haben wir im übersichtlichen LAX- Airport schnell den Alaska Airways-Schalter gefunden. Heute ist kein Check-In mehr drin. 

eine Nacht am Flughafen Los Angeles


Donnerstag, 13.06.96 - Los Angeles - Anchorage

Um 02.00 Uhr in der Früh tritt eine echte Schwächelphase auf. Glücklicherweise hält uns die gefühlt 1000malige Lautsprecherdurchsage 'Dont't leave your car unattend. Unattended cars are subject for tow away' auf den Beinen. 

Um 06:00 können wir einchecken. Das Rad kostet nochmals 45 $ pro Stück. In einer kleinen McDonnell Douglas (80 Sitzplätze) geht's um 08.00 in super bequemen Sesseln los in Richtung Norden, nach Anchorage,  der Hauptstadt Alaskas. Tolle Aussichten auf die US-Westküste und die St. Elias Mountains. Nach 5 Stunden Flugzeit kommen wir in Anchorage an. 

Nach fast 34 Stunden Flug finden wir beim Centential Park unseren ersten Campground in Anchorage. Um 18:30 fallen wir in Tiefschlaf.

klein und fein ...

... nordwärts ...

... an den Elias Mountains vorbei

Anchorage ... 
... am Start ... 


... angekommen


Freitag, 14.09.1996 - Anchorage - 56 km - ⛅20 Grad

Wir schlafen durch bis 07.00 Uhr in der Frühe. Unser erstes Alaska-Frühstück besteht aus viel 
Kaffee und einer Menge Donuts im nahegelegenen Cafe an der Muldon Rd. Anchorage City ist relativ ruhig: ein paar Hochhäuser, breite Straßen, eine Touri-Meile (4th), ein Visitor Center im Fed. Building, Denali Infos, Tourbüros, alles sehr übersichtlich. Die Strassenbeläge lassen nichts Gutes 'draußen' ahnen. Über den Coast-Trail (Bike Route) gelangt man durch den Earthquake Park zum Point Woronzof mit Blick auf Downtowon. Dabei kommen wir am Lake Hood, einem See für Wasser-Flugzeuge, vorbei. Aus der City führt eine Bike-Route durch einen Grüngürtel entlang dem Nothern Light Blvd. hin zum Alaska Botanical Garden. Eigenlich nur ein Waldstück mit Bike- und Treckingwegen. Bei Fred Meyer, einem Riesen-Supermarkt, kaufen wir für die ersten Tage ein: Müsli, Reis, Spagetti, Trockensuppen, Trockenobst, Kaffee, Milchpulver. Fazit Anchorage: nix aufregendes, sehr weiläufig durch die vielen Wohngebiete, quadratisch breit angelegte Straßenzüge.

Coast-Trail

Lake Hood

Anchorage City


Samstag, 15.06.1996 - Anchorage - Houston - 97 km - ⛅🌞

Der erste Biketag.

Nach einem opulenten Donut-Frühstück für 2,70 $ pro Person geht's auf einer super ausgebauten Bike-Route am Glenn-HW entlang nach Eagle River. Super Asphalt, kleine Hügel, Wald, relativ laut vom 4-6spurigen HW. Am Ender der Bike-Route geht's auf den HW weiter bis zum Abzweig auf den Parks HW. Auch dort gibt es für noch breite Seitenstreifen. Bei Knik-River ist der Knik Glacier im Chugach Statepark zu sehen. Hinter dem Ort Wassila habern ersten Echkontakt. Ab Houston wird der HW 2spurig. Der RV-Park kostet uns 4,00 $ pro Nase. Der erste Tag konnte nicht besser sein. Morgens 12 Grad, abends sicher 20 Grad. Kaum zu glauben, daß man sich in Alaska befindet. 

feinstes Wetter ...

... bis zum Tagesziel Houston


Sonntag, 16.06.96 - Houston - Trapper Creek - 95 km - 🌞 25 Grad

Der Wetterbericht hält, was versprochen war: wolkenloser Himmel, morgens schon 17 Grad. Von Houston steigt der HW kaum spürbar ständig an. Rechts und links grüne Wälder endlos, ab und dann ein See, der HW wird verkehrsmäßig immer ruhiger. Vor Willow ist der Denali erstmals zu sehen. Gigantisch seine fast 7.000 hm. Normalerweise soll der Gipfel wolkenverhangen sein. Schön gelegene Campgrounds liegen am HW. In Trapper Creek ist unser nächster Campground. Die Besitzerin des Camps mit Motel und Tanke erzählt von den Wintern in Alaska.

zwei Greenhorns ...

... auf den Weg in die Wildnis


Montag, 17.06.96 - Trapper Creek - Honolulu Creek - 105 km - 🌞

Wie am tags zuvor: endlose Wälder, ab und dann der Denali in Sichtweite. Unzählige US-Rentner sind mit ihren riesigen Wohnmobilen unterwegs. Am View Point bei View Lodge Motel gibt es beste Aussichten auf den Denali. Die Baumhöhe geht mittlerweile arg zurück. Dafür die die Aussichten auf die Berge umso besser. Der HW führt über zwei Brücken mit tollen Aussichten: Little Coal Creek und Hurrikan Gulch. Bei der Brücke über den Hurrikan Gulch ist der geschrumpfte Eldridge Glacier zu sehen. 5 km weiter nördlich fließt der Honolulu Creek. Wir sind die einzigen, de die vorhandene Picknickbank belegen. Das Abendprogram lautet: waschen im eiskalten Fluss, Reis kochen, Wasser abkochen, Kaffe kochen und Moskitos vertreiben. Zu guter letzt werden alle Lebensmittel bärensicher am Seil in einen Baum hochgezogen. 
Honolulu Creek

Dienstag, 18.06.1996 - Honolulu Creek - Denali Park Entrance - 108 km - 🌞

Ab Railway-Crossing enden die Wälder und niedrige Tannengewächse und Büsche bestimmen das Landschaftsbild. Rechts der Straße die Talkeetna Mountains, links die Berge der Alaska Range. Kurz vor dem kaum bemerkbaren Broad Pass liegt das Roadhouse 'Igloo', ein leerstehendes Gebäude in Form eines Iglus. Wir machen Rast bei der dortigen Tesoro-Tanke. Nach dem Pass folgt der km-lange Summit Lake. Wie im Touri-Prospekt: Tannen, tiefblauer See, Schneereste auf den Bergen im Hintergrund. Bis Cantwell, der Junction zum Denali-HW, haben wir satten Rückenwind. In Cantwell treffen wir den mittlerweile 7. Radfahrer, einen Niederländer aus Zwolle. Wetterglück hatte er, seit Skagway keinen Regen. Kein Wunder, dass es ständig Waldbrände gibt. Nach ausgiebiger Pause geht es mit müden Beinen glücklicherweise abwärts mit Rückenwind. 45 kam sind es bis zum Park. Vor dem Parkeingang fliesst der Nemana River. Nach einiger Sucherei und einer verdienten Pepsi finden wir das Visitor Center. Dort ist der Morino Campground mit Foodlocker, Chemie-Toilette und Trinkwasser. Ätzend ist das Insektenvolk. Stechfliegen tags, die Augen, Ohren, Nase torpedieren; nachts die Moskitos. Mittlerweile ist es um Mitternacht noch taghell. 





Mittwoch, 19.06.1996 - Morino Camp, Denali Park Entrance - 🌞

Zum Frühstück ist das gesamte Wildlife gekommen: Squirrels und Moskitos. Beim Visitor Center buchen wir den Camper-Bus zum Wonder-Lake, eine Übernachtung beim dortigen Campground, eine weitere am Teklanika River Camp. Das ganze kostet inclusive Rad-Transport 33,50 $ pro Nase. Am RV-Park Riley Creek waschen wir die Wäsche; eine Laundry gibt es leider nicht. Duschen gibt es nur beim Laden am Visitor Center. Der Camper-Bus fährt erst am Freitag, somit ist relaxen angesagt und die Nachbarn beobachten: dicke Rentner in dicken Wohnmobilen. Landschaftlich ist ein Traum, dazu 24 Stunden Tageslicht, super Wetter. Der Start könnte nicht besser sein.

Frühstücksgäste

dont't feed the wildlife


Donnerstag, 20.06.1996 - Morino Camp, Denali Park Entrance - 🌞

Schon wieder 10 Stunden verschlafen. Relaxen, einkaufen im Mini-Laden, duschen am Laden, Mücken vertreiben, Zeitung lesen.

Der Denali Park hat die Größe des US-Staates Massachusetts, Gesamtlänge der zum Park gehörenden Alaska-Range beträgt rund 600 Meilen, also 1.000 km, Mittelpunkt ist der Denali oder auch Mount McKinley genannt mit 6.194 hm, größter Gletscher ist der 50 km lagen Mulddrow Glacier. 

Freitag, 21.06.1996 - Denali Park Entrance - Wonderlake

Die Wildnis ruft und das frühmorgens in Form einer Elchkuh mit Kind direkt neben dem Zelt.

Heute geht es mit dem Bus zum Wonderlake. Einen Teil unseres Gepäcks geben wir im Denali NP Hotel zur Aufbewahrung ab. Dann zum 10:30-Camper-Bus, Räder einladen und los geht es für ein paar km. Kurz hinterm Parkeingang macht der Bus schlapp. Eine Ersatzbus kommt ein Stunde später. Die Zeit verbringen wir mit 2 Schweizern. Dann geht es langsam, wirklich sehr langsam über Gravelroad über Polycrom Pass, Stony Hill Pass und Sabel Pass. Endlos weite Tundra-Landschaften, riesige Flussbetten. Zwei Bären, einige Dall-Schafe, Karibus und Biber sehen wir. 

Nach 7,5 Stunden Fahrt und 140 km Schotter erreichen den Wonderlake. Super gelegen ist der Camp. Der Denali in Wolken im Hintergrund, weiße Berggipfel, endlose Tundra, einige Tannen. Der Zeltplatz ist gut belegt, aber nicht ausgebucht. Es gibt Foodlocker, Toiletten, Wasser, Picknickbänke.

Gefühlte Hauptattraktion sind aber die kleinsten Tiere: Millionen, Billionen von Moskitos. Sie sind überall. Wir ziehen alle Klamotten an. Lange Hose, Jacke, Kapuze über das Moskitonetz und obendrauf nochmal Antibrumm. Essen und trinken läuft da nicht mehr ganz so flüssig. Abends geben die Ranger einen Einblick ins Wildlife. Die ersten Zuhörer geben relativ schnell auf. Zuviel Moskitos. Nach unserem Peanutbutter-Abendessen geht es wegen der Plagegeister auf die Iso-Matte. Hinterm Moskitonetz hört man es brummen.

10:30-Camper-Bus

immer lächeln

Wonderlake ...

... weitläufig mit ...

... Panoramblick

Samstag, 22.06.1996 - Wonderlake - Teklanika River - 96 km - ⛅🌞

Um 04:00 Uhr stellen wir uns mit langer Hose, Jacke und Moskitonetz der Moskitofront. Nach Katzenwäsche und Mini-Frühstück steht der Denali im Sonnenaufgang. Super, knallrot. Die Gravelroad ist gut zu fahren, absolute Ruhe. Ein tollpatschiger Elch bricht durch die Büsche und kreuzt 10 m vor uns die Straße. Für ein Foto ist er zu schnell. Kurz darauf zeigt sich der Denali in voller Größe - ohne Wolken. Manche Camper am Wonderlake haben Tage auf einen solchen Augenblick gewartet. Kurz vor dem Eilson Visitor Center sehen wir zwei Bären. Ob Schwarzbär oder Grizzley können wir nicht erkennen. Tiere, wie Bären, Squirrels, Dall-Schafe, Karibus, Elche und Wölfe sind die Attraktionen des Parks. Die Parkstraße wird nie langweilig. Die Pässe sind harmlos. Ab dem Sabel Pass geht es 15-20 km bergab zum Teklanika-River. Nach 11 Stunden sind am Camp angekommen. Es gibt Foodlocker, Chemie-Toiletten, Trinkwasser, aber keine Duschen. Der Fluß ist aber top sauber.

Denali wolkenlos

Suchbild: wo ist der Bär?

endlose ... 

... Weiten

Sonntag, 23.06.1996 - Teklanika River - Morino Camp - 47 km 🌞

Zwei kleine Pässe sind zu bewältigen. Die Landschaft wird flacher, erste Büsche und Tannen tauchen auf. Vorbei geht es am Sanctuary Sarage Camp. Bste Lage hat der Igloo Creek (ohne Trinkwasser). Die letzten 20 km sind asphaltiert und flach leicht bergab. Am Parkladen gibt eine Kaffeepause. Nach dem Gepäck abholen, Zelt aufbauen am Morino Camp gönnen wir uns eine Dusche am Parkladen. Dann zum Essen ein 6-Pack am fast mückenfreien Abend.

Fazit: 
der Park ist ein Erlebnis. Aufgefallen ist die absolute Müllfreiheit. In Anbetracht der Bären ist dies auch angebracht. Bei Zwischenfällen mit Bären informieren die Ranger, welche die Gravelroad immer wieder abfahren. Der Park ist für Privat-Autos gesperrt.



     



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