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| HW 101 |
Freitag, 13.09.1996 – Astoria - 🌧
Freitag, der 13. Wenn das mal gut geht. Um 3:00 Uhr weckt uns eine Alarmanlage. Warum weiß man nicht. Und am Morgen nieselt es weiter.
Wir sind die letzten zwei von insgesamt acht Radlern, die von Arctic in das miese Regenwetter aufbrechen.
Bis Raymond, einem etwas netteren Ort als das gestrige Aberdeen, bleibt es bei Waldlandschaften. Hügel rauf, Hügel runter. Der nächste Ort, South Bend – selbsternannte Austernhauptstadt – ist schon ansprechender, wenn auch riesige Austernschalenberge sich neben den Fabriken auftürmen.
Auf South Bend folgt abseits des Highway Bay Center mit einem KOA-Camp. Da es im Moment nicht regnet, machen wir blöderweise den Fehler weiterzufahren. Immer gegen den Wind, in Richtung des imaginären Ortes 'Nenah'. Leider scheint es den Ort nur auf der Landkarte zu geben.
Der nächste Camp entpuppt sich als Youth Camp, einige Meilen entfernt vom Highway, ohne jegliche sanitäre Einrichtungen.
Also fahren wir weiter nach Astoria, der nächsten Stadt im Bundesstaat Oregon.
Nach 18–19 Meilen erreichen wir den Columbia River, der die Staatsgrenze zwischen Washington und Oregon bildet. Das Flussdelta ist gigantisch. Der Wind bläst uns entgegen, regelmäßig entstehen hohe Wellen im Delta.
Über dieses gewaltige Mündungsgebiet führt die Astoria-Brücke hinein nach Astoria. Die ersten 4–5 km der Brücke verlaufen über Polder, bevor die letzten 2–3 km steil ansteigen. Der Seitenstreifen ist schmal und der Westwind heftig.
Die Brücke endet quasi über der Stadt Astoria.
Da es mittlerweile auf 19:00 Uhr zugeht und sämtliche Campgrounds außerhalb der Stadt liegen, bleibt uns keine andere Wahl, als im 'River-Shore Motel' für 42 $ zu übernachten.
Heute haben wir uns fest vorgenommen, künftige weniger km zu machen.
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| über den Columbia-River nach Astoria |
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| seit langem mal ein Zimmer |
Samstag, 14.09.96 - Fort Stevens State Park - 🌧
Die Schlecht Wetterperiode hält an. Nach sagenhaften 15 km sind wir am Tagesziel, dem Fort Stevens State Park. Der dortige KOA-Camp hat gesalzene Preise. Tentsites für 2$. Cabins für 38$. In Anbetracht des Wetters beziehen wir unsere erste Cabin, ein Mini-Blockhaus mit 5 Betten. Eigentlich unverschämt, wenn man bedenkt, dass ein Motelzimmer mit allem Komfort nur 40 $ kostet.
Der Nationalpark-Strand mit einem Schiffswrack ist nicht gerade der Renner. Außerdem verbessert der anhaltende Südwestwind die ohnehin angespannte Laune nicht gerade. Denn Südwest bedeutet Schlechtwetter – Nordwest dagegen Schönwetter.
Sonntag, 15.09.96 - Nehalem - ☁ 🌧
Ein kleines blaues Loch tut sich am Himmel auf!
Wir packen unsere Sachen und fahren die ersten, leider enttäuschenden Kilometer entlang der Oregon Coast Bikeroute. Die Bikeroute ist eine speziell ausgeschilderte Route durch den Staat Oregon entlang der Westküste. Meist führt die Route über den HW 101.
Am Anfang herrscht noch langweilige Landschaft mit viel Autoverkehr. Erst ab Cannon Beach, einem Badeort mit interessanten Felsformationen am Strand, wird es landschaftlich schön.
Die Felsen ragen wie schlanke Nadeln aus dem Meer und bieten zusammen mit der gewaltigen Brandung einen fantastischen Ausblick.
Für kurze Zeit scheint die Sonne, dann schüttet es wieder wie aus Eimern.
Unter einem Baum suchen wir Schutz. In einem Café machen wir unsere mittlerweile zur Tradition gewordene gemütliche Kaffeepause.
Kurze Route später – wieder auf dem Highway – müssen wir uns ein weiteres Mal unterstellen.
Diesmal harren wir eine ganze Stunde vor einem State-Park-Toilettenhäuschen aus.
Dann strampeln wir uns im Oswald State Park bergauf warm.
Am Ende zweier Tunnel am Falcon Cape haben wir einen schönen Ausblick auf die Orte Nehalem und Manzanita. Im Nehalem State Park lernen wir die Vorzüge der Hiker-Biker-Sites kennen.
Auf den State-Park-Campgrounds gibt es Hiker-Biker-Sites zu günstigen Konditionen – in der Regel für 3–4 $ pro Person.
Um 19:00 Uhr schüttet es mal wieder so reichlich, dass der Sprint zur Dusche eine matschige Wasserschlacht wird. Das Abendessen wird unter dem Vordach der Sanitärblocks serviert. Den restlichen Abend verbringen wir beim Video-Vortrag der Ranger über 'The Return of the Salmon'. Den Vortragsraum nutzen wir gleich zum Trocknen der wichtigsten Sachen.
Die Wolkenbrüche sind so heftig, dass 'Hillberg', mein Zelt, nasse Füße bekommt.
Das Regenwasser hat sich durch den Zeltboden gedrückt.
Vier andere Deutsche sind ebenfalls im Hiker-Biker-Bereich eingetroffen.
Montag, 16.09.96 - Cape Kiwanda - ☁
Am Morgen das mittlerweile gewohnte Schauspiel : Kleines, blaues Loch wird von Regenwolken zunichte gemacht.
Dem State Park folgen die Ortschaften. Nehalem und Wheeler. Sie liegen im Mündungsbereich
Nehalem- und Miami-Rivers. Die Lachssaison lockt Angler. Rockawy Beach ist ein langgestreckter Ort am Pacific mit vielen Wochenendhäusern. Gaibaldi und Bay City bieten nichts besonderes.
InTillamook, der Stadt mit dem angelblich geschmacklosen Käse, biegen wir zur 'Three Capes Route' ab. Nach dem Cape Lookout geht es mächtig steil bergauf. Dort erwischt uns der erste und einzige Regenschauer heute. Ab dem Trailhead Pass geht es hinab nach Sandlake. Kurz darauf folgt Cape Kiwanda mit zwei RV-Parks. Einer bietet Hiker-Biker-Sites für 4 $ p.P. an Der Zeltplatz ist allerdings etwas ungepflegt mit dem ganzen Müll um uns herum.
Einen Laundry-Nachmittag legen wir mal wieder ein. Die Klamotten haben es nötig, denn es kostet Überwindung, morgens in die kalten, durchgeschwitzten und feuchten Rad-Klamotten zu steigen. Auch das Rad leidet bei dem Sauwetter. Fast täglich muss ich die Kette säubern. Und sonst? In Oregon fällt es uns schwer, geeignete Supermärkte zu finden. Die Tage werden immer kürzer. Sunrise 07:00, Sunset 19:00. Jammern wir oder ist es nur das schlechte Wetter?
Dienstag, 17.09.96 - Newport, Beverly Beach - ☁
Die Reparatur einer gebrochenen Speiche am Rad von Heinz verzögert den Start.
Kurz nach Pacific-City führt die ruhige 'Three Capes Route' wieder auf den HW 101. Am Safeway in Lincoln City treffen wir die beiden 'Inuvik' wieder. Genau wie wir haben die beiden ständig Riesenappetit. Donuts, Bananen, Äpfel alles mögliche wandert zur Mittagszeit in unsere Mägen.
Anschließend durchfahren wir das touristische Depoe Bay. Dort führt der HW eine Brücke sehenswert über die Hafeneinfahrt. In einem der vielen State Parks entlang der Küste sehen wir in 200-300 m Entfernung die Blasfontäne von ein oder zwei Walen.
Unser Tagesziel ist komfortabel Beverly Beach State Park. 4,25 $. Es hat heute nicht geregnet.
Mittwoch, 18.09.96 - Waldport, Beachside State Park - ☁
07:00. Trotz strahlend blauen Himmel ist es noch kalt; das Zelt vom Nebel klatschnass.
Am Yaquina State Park machen wir halt. Es ist wieder einer dieser kleinen Künstenparks, diesmal mit Lighthouse und bei der grad herrschenden Ebbe mit vielen Tide-Pools.
Kurz nach Waldport liegt scon unser heutiger Hiker-Biker-Site im Beachside State Park. Da wir schon um 15:00 Feierabend machen, nutzen wir den freien Nachmittag zur Radpflege. Am späten Nachmittag regent es mal wieder. Über unsere über den Picnic-Tisch gespannte Plastikfolie als Regenschutz ist auch Tom aus Hamburg hocherfreut. Tom ist Pädagoge, Sozialarbeiter, Werbefachmann und seit neuestem Schriftstellen. Nach seinem Lieblinsausspruch 'Hi guys, what a fucking rain' erzählt er stundenlang.
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| Tide-Pool |
Donnerstag, 19.09.96 - Reedsport, Surfwood Camp - ☁🌞
Es geht weiter entlang den Küsten-State-Parks. Schön ist der Heceta Head mit einem auf einer Klippe gebautem Leuchtturm. Dann folgt Florence. Am Safeway treffen wir einen Radler aus Kanada mit dem Ziel La Paz, Mexico.
Auf Florence folgen die Oregon Dunes. Für ein Sanddünenfoto fehlt leider die Gelegenheit, selbst der 'Dunes Lookout' ist kein Foto wert.
Wetterbesserung, das ist das Beste des heutigen Tages. Nachmittags Sonne bei geschätzt 20 Grad.
Freitag, 20.09.96 - Bandon, Bullards Beach State Park - ☁🌞
Die Handtücher, die schon seit Tagen feucht sind, werden im Trockner der Camp-Laundry endlich mal wieder trocken eingepackt.
Nach dem kleinen Badeort Winchester Bay fahren wird duch Wald entlang des Dünengebietes nach North Bend. Die Dünen sind nur zu erahnen, so dicht ist der Wald.
Auf der Arago Route kommen wir nach Charlston, ein kleines Fischernest mit Austernfarmen. Dort verfahren wir uns dummerweise, sodass wir ungeplant uns das Lighthouse am Senset Bay State Park und die Seelöwenkolonie am Cape Arago ansehen können. Endlich wieder auf dem richtigen Weg, führt uns die Bikeroute über endlose, kahlgeschlagene Hügel.
Der Rest der heutigen Strecke bis zum Bullards Beach State park (Hiker-Biker-Sites 4 $) ist ein Klacks. Der State Park ist absolut gepflegt. Auch die Sanitäranlagen sind Spitze.
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| bei Bandon |
Samstag, 21.09.96 - Port Orford, Humbug Mountain State Park - 🌞
Trotz kalter Ncht, Campground am Meer und damit reichlich Feuchtigkeit, ist das Zelt das erste Mal seit Tagen morgens trocken.
Die Bikeroute führt uns am Bandon Beach vorbei. Dort sind schöne Felsnadeln in der Brandung zu sehen. Der weitere Streckenverlauf bis Port Orford führt durch Wälder und kleine unscheinbare Orte. In Sixes machen wir an einem Store Kaffeepause.
Ab Sixes haben wir starken NW-Wind. Endlich! Rückenwind aus Norden mit Sonnenscheingarantie. Vor Port Orford bläste es so stark, dass die letzten Hügel spielend hoch zu radeln sind. Bei Port Orford beitet sich uns ein super Panoramabild: Felsen im blaugrünem Pacific, Strand, Berge im Hintergrund. 8 km weiter folgt der Humbug State Park. Selfregistration für den Hiker-Biker-Site für 4 $. Wir sind die ersten, die heute einen Platz belegen. Später trudeln dann einige andere bekannte Gesichter ein. Tom aus Hamburg, die beiden topausgestatteten Schweizer. Abends hocken wir alle Lagerfeuer und hören uns Tom's Stories an.
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| wunderschön ... |
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| ... Port Orford |
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| Port Orford |
Sonntag, 22.09.96 - Brookings, Harris Beach State Park - 🌞
Mit dem schönem Wetter scheinen alle Radler aus ihren Löchern zu kommen. 10 Radler waren gestern auf dem Hiker-Biker-Platz. Nachts war es wieder sehr kalt.
Heute ist unser letzter Radtag in Oregon. Es ist der schönste, denn die gesamte heutige STrecke ist wunderschön. Bucht folgt auf Bucht. Felsen stehen im Pacific, starker Rückenwind. Die wenigen Richtung Norden fahrenden Radler sind bei dem Gegenwind nicht zu beneiden. Der heutige Hiker-Biker-Site liegt super im State Park.
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| Oregon's Küste: stürmisch ... |
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| ... mit viel Regen ... |
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| ... und manchmal ein Unterschlupf |
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