USA - Washington
Back to the States! Heute geht es zurück in die USA.
Bereits um 07:00 Uhr sitzen wir beim Frühstück, um rechtzeitig die Coho-Fähre am Fährterminal nach Port Angeles zu erreichen. Die hügelige Strecke nach Victoria ist schnell zurückgelegt. Das Ticket kostet 13,25 US-Dollar pro Person inklusive Fahrrad. Die Überfahrt ist relativ unspektakulär. Auch die Einreise in die Staaten verläuft problemlos.
Da Port Angeles – abgesehen von unserem Lieblingssupermarkt Safeway – nichts Besonderes bietet, machen wir uns auf dem Highway 101 Richtung Süden auf den Weg.
In Port Angeles beginnt für uns der berühmte Highway 101, der sich von Washingtons Nordküste bis hinunter nach San Diego in Kalifornien entlang der Pazifikküste zieht.
Unsere heutige Etappe führt uns auf dem sich windenden Highway vorbei am Südufer des Lake Sutherland zum Olympic National Park. Dort erwarten uns 20 flache, kurvenreiche Kilometer entlang des Crescent Lake. Wir fahren durch herrlichen Wald.
Unser heutiger Campingplatz, der Fairholm Campground, liegt wunderschön direkt am Seeufer. Duschen gibt es hier leider nicht – auf solchen Campgrounds ist das eher selten. Daher waschen wir uns notdürftig im See.
Unser sogenannter Feierabend wird immer stressiger:
Campingplatz suchen, Zelt aufbauen, duschen oder waschen, Essen kochen, spielen. Denn mittlerweile wird es gegen 20:00 Uhr dunkel und recht kalt. Um 21:00 Uhr liegen wir dann schon auf der Isomatte.
Wird das so weitergehen?
Die Planung der nächsten Tage fällt uns schwer. Wie wird das Wetter im Regenloch Olympic Nationalpark? Sollen wir in den Park hineinfahren und 50–100 km One-Way in Kauf nehmen? Wird es zu kalt? Haben wir Zeit dafür?
Letztlich entscheiden wir uns, nicht in den Park hineinzufahren, sondern uns die Gegend entlang des Highway etwas genauer anzusehen. Außerdem wollen wir versuchen, ein wenig langsamer zu machen.
Dienstag, 10.09.1996 - Fairholm Camp - Forks - 55 km - 🌞
Nebelschwaden über dem See, Frühstück in der Sonne. Ein Tag kann nicht besser beginnen.
Nach 3–4 km bergauf erreichen wir den Crescent Lake. Eine einfache Tagesstrecke führt zunächst durch den Olympic National Park, dann durch den Olympic National Forest in Richtung Mount Olympus.
Viel, viel Wald liegt rechts und links der Straße. Leider wird die Landschaft zeitweise durch Kahlschläge unterbrochen. Die Jahre der Wiederaufforstung sind auf Tafeln entlang der Straße dokumentiert: 1930, 1980 … Kümmerlich, was da in 60 Jahren heranwächst.
Den Regenwald erleben wir nur in kleinen Abschnitten, wie z. B. am Campground oder in einer Recreation Area am Sol Duc River. Die Brücke überqueren wir bei grünem Signal, bevor wir nach Forks hineinfahren.
Forks ist der einzige Ort vor Westport. Die Einwohner leben wohl hauptsächlich vom Tourismus oder von der Holzverarbeitung.
Der RV-Park ist nicht gerade billig: 15,10 $ plus Münzdusche. Dder Highway ist super ausgebaut mit breiten Sicherheitsstreifen – also genug Platz für uns und die im Reiseführer als gefährlich dargestellten Logging-Trucks.
Olympic National Park:
Der Park liegt abseits des Highways und ist nur durch Stichstraßen erreichbar. Die Attraktionen sind Hurricane Ridge, Crescent Lake, Sol Duc mit den Hot Springs, der Hoh Rain Forest, Quinault und die Küstenregion um Rialto Beach und La Push.
Alles liegt am Mount Olympus (7.965 ft). Höchste Niederschlagsmenge der USA (300 cm/Jahr). Frostfrei. Baumriesen bis zu 200 ft.
Indianerreservate der Suquamish, Quinault, etc.
Wildtiere: Lachse, Bären, Elche, Pumas.
Baumalter teils 250–215 Jahre
Mittwoch, 11.09.1996 - Forks - Armanda Parks -116 km -⛅
Ich dachte die Zeit der Stechmücken sei vorbei. Kleine Fliegen und Sandflöhe sorgen diesmal für den Juckreiz.
Von Forks fahren wir durch Regenwald, Aufforstungsgebiete, Kahlschläge dem Pazifik entgegen. Nur wenige Abschnitte sind zugänglich, besonders bei den ausgeschilderten Beach 1 bis 4. Dieser Abschnitt gehört zum Olympic National Park. Der Strand dort erinnert an Vancouver Island – lang und wild, mit unzähligen angeschwemmten Baumstämmen.
Abseits des Highways besichtigen wir den „Big Cedar Tree“, einen Baumriesen, bestehend aus 4–5 Stämmen, auf denen bereits wieder neue Sträucher wachsen.
Bevor es wieder landeinwärts geht, machen wir in Kalaloch eine Kaffeepause. Nach Kalaloch verändert sich das Landschaftsbild schlagartig: Statt Regenwald nun trockener Wald mit endlosen Kahlschlägen. Das Quinault Indianerreservat scheint von jeglichen Kahlschlägen verschont geblieben zu sein. Der Highway führt direkt hindurch.
Amanda Park liegt am Quinault Lake und ist für uns ein Proviantstopp. Im Visitor Center erfahren wir von der South Shore Recreation Area mit dem Mini-Ort Quinault. Dort angekommen, zelten wir auf einem Campground mit fünf Stellplätzen. Nur ein weiterer Platz ist belegt.
Das Trinkwasser müssen wir leider vom 2 km entfernten RV-Park holen.
Die Lage ist allerdings sehr schön – zumal wir fünf Fischotter am Ufer beim Fischer beobachten können.
Donnerstag, 12.09.1996 - Armanda Parks - Arctic - 88 km - 🌁Nebel, Nieselregen
Also, unser einziger Nachbar war ein echter Schnarchsack. Auf jeden Fall so ein Schnarcher, dass alles Getier von uns fern blieb. Seit einiger Zeit achten wir überhaupt nicht mehr auf die bärensichere
Aufbewahrung unserer Lebensmittel. Schon am Morgen verliert die Sonne den Kampf gegen den Nebel. Es wird neblig trüb.
Nach einem kurzen Trail im Regenwald geht’s auf den Highway. Tannen, Bäume, Wald – endlos. Die ein bis zwei Orte schauen eher trostlos aus.
In Humptulips machen wir bei der Tankstelle mit Post und Store eine Kaffeepause. Dort könnten wir Richtung Pacific abbiegen, aber in Anbetracht der von dort kommenden schwarzen Regenwolken entscheiden wir uns dagegen.
Außerdem ist die Fähre von Ocean Shores nach Westport außer Betrieb. Nach weiteren Kilometern durch immer gleich aussehenden Wald erreichen wir die potthässlichen Orte Hoquiam, Aberdeen und Cosmopolis. Insbesondere Aberdeen ist an Hässlichkeit kaum zu überbieten: alte Häuser, farblos,
grau in grau, Holzverarbeitung überall.
Hinter Aberdeen geht’s bergan bis nach Artic. Dort gibt es einen Campingplatz und eine Taverne. Schon um 15:00 Uhr stellen wir unser Zelt regensicher unter einer Tanne auf. Den verregneten Nachmittag verbringen wir genauso wie den Abend in der Taverne.
Artic scheint der Anlaufpunkt vieler Radler zu sein. Zu verführerisch ist der Picnic-Shelter bei diesem miesen Wetter. Mindestens 6–8 weitere Radler bauen ihr Zelt hier auf.
Bewundernswert ist ein älteres Pärchen aus der Schweiz, beide um die 50, aber absolut gut gelaunt.
Dunkel ist es heute schon gegen 20:00 Uhr.
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